Reisebericht: Zwei Monate auf dem Peloponnes

Für diese Reise rund um den Peloponnes hatte ich das Glück, ganze 2 Monate auf der herrlichen griechischen Halbinsel unterwegs zu sein. Endstanden ist dieser Reisebericht vom Urlaub auf dem Peloponnes mit vielen Tipps. Wir waren zu Dritt unterwegs und sind in Bayern aufgebrochen – die erste Etappe führte uns zur Griechenland-Fähre nach Venedig.

Diesen Reisebericht könnt Ihr auch als Podcast anhören.

02.08. Anfahrt und Urlaubs-Tag in Venedig

Nach dem ausgiebigen Frühstück geht es an die erste Tagesetappe nach Venedig. Unser gelber LT28 Bus schnurrt wie ein Kätzchen – der frisch montierte Austauschmotor läuft gut. Die Berge stellen trotz der zusätzlichen fünf PS stets ein gewisses Hindernis dar – hinunter kommen wir dafür umso schneller. Das Wetter spielt auch mit: Es regnet nicht, ist aber bedeckt und daher relativ kühl. So geht es also an München vorbei über den Brenner-Pass in Richtung Italien. Der einzige Stau begibt sich auf dem Zubringer zum Pass – ein Nadelöhr. Auf ansonsten freien Straßen arbeitet sich der Bus auf den höchsten Punkt der Anreise hoch – 1400 Meter über n.N. auf der italienischen Seite des Passes.
Erstaunlich: Die Alpenkulisse erstreckt sich sehr weit in italienisches Gebiet, ein ausgedehntes Alpenvorland. Auf einem ersten Stopp inmitten der herrlichen Kulisse nehmen wir unsere erste echte Bus-Mahlzeit der Reise ein, die aus Spaghetti mit köstlicher Tomaten-Ricotta Soße (Barilla) besteht.
Wir staunen über die schlechte Beschilderung der italienischen Straßen, die den Weg erst weist, wenn es zum Abbiegen zu spät ist. Endlich, nach vielen Umwegen, erreichen wir Venedig und den Fähr-Anleger, wo wir Warteposition einnehmen.

Auf dem Weg beobachten wir

Umgestürzte Wohnwagen: 3
Ferraris: 4
Maseratis: 1
Überholte Lastwagen: 13
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h (15% Gefälle, Motor ausgekoppelt)
Gesichtete Unfälle: 6

Wir haben ein paar Stunden Zeit, um Venedig zu erkunden. Beeindruckende Kulisse, pompöse Architektur. Wir spüren förmlich den Reichtum vergangener Generationen.
Von den ständigen Überflutungen ist das Mauerwerk der gesamten Stadt stark angegriffen, was der Schönheit derselben jedoch keinen Abbruch tut. Ein Gewirr von kleinen Kanälen, labyrinthartig angelegten Gassen, die durch Brücken verbunden sind. Zunächst bewegen wir uns Abseits der massenhaften Besucherströme um uns einen ersten Überblick zu verschaffen, doch bald zieht es uns in Richtung Markusplatz. Jede Tür der Innenstadt wird geziert durch goldene Namens- und Klingelschilder. Dieser Glanz ist jedoch unbedeutend gegenüber dem, der uns im Inneren der Markuskirche erwartet. Ausgekleidet mit Blattgold erhebt sich ein gewaltiges Deckengewölbe, reich verziert mit Fresken, Mosaiken und lateinischen Inschriften. Wahrlich ein beeindruckender Anblick – die Menschen des Mittelalters müssen erstarrt sein vor Ehrfurcht.
Der Versuch, eine original italienische Pizza zu erstehen scheitert am Preis von 35 Euro, der uns dann doch reichlich übertrieben erscheint. Der Kommerz ist in dieser Stadt des geflügelten Löwen überwältigend und allgegenwärtig.
Später finden wir einen abseits gelegenen Platz, pittoresk angelegt und mit einem kleinen Supermarkt an der Stirnseite versehen. Mit Cola, Baguette und Wasser ausgestattet lassen wir uns von einem Jongleur unterhalten. Die Pause tut gut.
Durch das Labyrinth der Gassen geht es zurück zum Fährhafen. Dort angekommen, versorgen wir unsere wunden Füße. Besonders meine Füße sind noch nicht an die Sandalen gewöhnt, von Blasen übersäht und werden mit reichlich Bepanthen und Pflastern versorgt.
Müdigkeit macht sich breit.

03.08. Fährfahrt nach Patras

In der Warteschlange vor der Fähre bildet unser gelber Bus einen wohltuenden Farbtupfer inmitten der weißen Hymer- und Westfalia-Mobile. Wir stehen lange, bis wir endlich an Bord gewunken werden. Auf der Fähre wird der Bus mit Strom versorgt, ein funktionierender Kühlschrank und elektronische Geräte sind die Folge – On-Board-Camping nennt sich das Konzept. Alle Akkus werden geladen.
Die Fahrt führt durch die Lagune von Venedig und wir werden zu jenen oft kritisierten Besuchern, die der Stadt zusätzlichen Schaden zufügen. Am Abend stimmen wir uns bei griechischem Wein auf den Urlaub ein, was uns recht gut gelingt.
Die Fähre ist gut ausgestattet und wird von diversen Action-Reisegruppen jugendlichen Alters bevölkert, die noch nicht wissen, welchen Jubel und welchen Schmerz das Leben bereithält. Die sehr heterogene Altersstruktur der Passagiere tut der später beginnenden Party in der Bord-Diskothek keinen Abbruch.
Auf der Fähre habe ich das Gefühl, die Reise startet jetzt richtig – und ich liebe sie jetzt schon, umgeben von den Weiten des Meeres und der Kraft des Lichts.

Unklare Situationen rund um unsere einzige Boarding-Karte, befeuert durch ein Übermaß griechischen Weines, verwehren mir den nächtlichen Zugang zum Camping-Deck und gleichsam zum Bus. Ich streune auf dem riesigen Schiff umher, knüpfe flüchtige Bekanntschaften und suche mir schließlich einen Platz zum Schlafen. Zunächst mache ich es mir auf einer Sonnenliege bequem. Der nächtliche, kalte Wind lässt mich jedoch keinen Schlaf finden, so dass ich bald nach einem anderen Platz schaue. Ich stoße auf zwei einsam kartenspielende Teilnehmerinnen einer der erwähnten Reisegruppen und gebe mich als weitgereisten Australier mit jamaikanischem Akzent aus. Überraschenderweise akzeptieren sie diese haarsträubende kulturelle Allianz. Die beiden sprechen Deutsch miteinander und versuchen standhaft, mir in englischer Sprache die Spielregeln von 6 nimmt zu erklären. Zuckersüß. Nach 4 Runden steige ich aus – ich muss schlafen. Schließlich lande ich im Recliming Room, einem auf 15° heruntergekühlten Raum mit Sesseln, die an Flugzeugsitze erinnern. Hier kann ich tatsächlich für eine Stunde schlafen, bevor ich frierend erwache.

04.08. Ankunft in Patras und Fahrt nach Epidauros

Der nächste Reisetag auf der Fähre kommt mir recht neblig vor und wird von starken Kopfschmerzen begleitet.
Auf Korfu legt die Fähre einen Zwischenstopp ein und ich fühle mich ein wenig wie auf der Amrum-Fähre, die am Hafen von Föhr stoppt. Von der Fähre aus sieht Korfu sehr nett aus. Als meine Konstitution es zulässt, begebe ich mich auf das Sonnendeck, wo ich die restliche Reisezeit verbringe und lese.
Unsere Ankunft in Patras verläuft unspektakulär. Wir statten uns mit billigem Diesel und viel Wasser aus und treten unsere erste Etappe auf griechischem Boden an, die uns zum historischen Theater von Epidauros führt. Auf der Strecke geben wir uns den ersten Eindrücken griechischer Autobahnen, Landstraßen und Straßenkultur hin. Letztere hat ihre regionalen Eigenheiten: Standstreifen werden als zusätzliche Spur einfach mitgenutzt. Grobes Geröll und Gesteinsbrocken direkt neben der zusätzlichen Spur erinnern uns daran, stets aufmerksam zu bleiben.

05.08. Von Epidauros nach Kondyli

Wir besichtigen Epidauros mit seinem historischen Amphitheater und den umliegenden Tempel-Anlagen. Das Theater beeindruckt uns mit seiner eindrucksvollen Kulisse und der erstaunlichen Akustik.

Durch eine herrliche Berglandschaft fahren wir über serpentinenartig in den Fels gehauene Straßen. Der Bus kämpft mit den zeitweise heftigen Steigungen, gewinnt den Kampf jedoch. Die Straßenverhältnisse sind in Ordnung.

Epidauros und sein Theater sind ein Highlight des Peloponnes-Besuchs.
Epidauros und sein Theater sind ein Highlight des Peloponnes-Besuchs.

Wir kommen an unseren ersten Strand, den Paralia Salanti. Deutliche “No Camping” Hinweise drängen uns allerdings zur baldigen Weiterfahrt. Wir lassen uns einige Kilometer weiter westlich am Strand von Kondyli nieder. Der beliebte Campingplatz Lefka Beach liegt gleich nebenan. Wir werden sofort von freundlichen, älteren Herrschaften in Empfang genommen und erhalten ein kurzes Briefing in Bezug auf den wilden Stellplatz und seine Eigenheiten. Endlich ist es soweit: Wir machen unser Schlauchboot startklar, montieren den Außenborder und rüsten unsere Angelruten mit Wobblern aus. Über drei Stunden kreuzen wir bei mäßiger Fahrt durch die Bucht und versuchen, die fischreichen Plätze zu orten. Schließlich gelingt es uns, drei Stachelmakrelen zu erbeuten – genug für unser Abendessen. Ich bin jedenfalls begeistert vom Boot und dem 5 PS Motor. Die Fahrt ist vielleicht nicht rasend schnell, aber wir kommen gut vorwärts. Angeln wird mir auch Spaß machen, auch wenn es mir leid tut, wenn die Fische im Käscher ihren Todeskampf kämpfen. Fischereitechnisch blicken wir jedenfalls optimistisch in die nähere Zukunft. Um die Mittagszeit brennt die Sonne sehr heftig, so dass wir uns lieber in den Schatten verkriechen. Abends grillen wir die drei Makrelen in unserem 3-fach Fischbräter – köstlich.

06.08. Am Strand von Kondyli

Nach einem kurzen Frühstück geht es wieder auf See. Zunächst wollen wir Köderfische erbeuten, um dann ohne Schleppen “normal“ angeln zu können. Wir erbeuten eine weitere Stachelmakrele, die sich wohl hungrig nah an das Festland gewagt hat. Wieder an Land stellen wir jedoch fest, dass einzelne Verklebungen des Bootes sich lösen. Neue Verklebungen müssen appliziert werden – das bedeutet eine Zwangspause. Aber wir haben ja zum Glück alle Zeit der Welt.
Ich unternehme ausgiebige Schnorcheltouren. Mehrere versenkte Tretboote nicht weit vom Ufer bieten einen interessantes Panorama. Einige Fische sind zu sehen, jedoch bietet der Meeresgrund kaum Bewuchs und die Unterwasserwelt wirkt daher recht karg.
Während der Mittagshitze dösen wir friedlich unter dem mittlerweile errichteten Vorzelt. Später bringt ein herrlich kaltes Eis erfrischende Abwechslung.
Die Italiener, die in unserer Nähe standen, haben zwei Fernseher aus der am Ende der Bucht gelegenen Hotelruine geschleppt und verstauen diese in ihrem Wohnwagen. Lustige Sitten hier. Am frühen Abend kündigt sich heftiger Wind an. Nachts sehe ich zwei Sternschnuppen, als ich einmal kurz austreten muss.

07.08. Fahrt von Kondyli nach Plaka (bei Leonidion)

Der Wind ist leider nicht abgeflaut – so können wir nicht in See stechen. Wir beschließen, unseren ersten Strand zu verlassen um in Richtung Plaka bei Leonidion zu fahren. Wieder kämpft der Bus mit den Bergpisten, gewinnt jedoch auch dieses Mal.
Erste Station des Tages ist Nafplio, wo wir uns zunächst einmal köstliche Gyros-Pitas genehmigen. Frisch gestärkt fahren wir noch zur Burg, die wir einige Stunden besichtigen. Wir haben von dort oben einen herrlichen Blick über die Bucht von Nafplio und stellen uns vor, wie vergangene Generationen die Handelsmetropole von dort oben zu verteidigen suchten.
Nafplio hat einen hübschen Stadtkern mit vielen kleinen Geschäften und engen Gassen, die voller Leben sind. Wir ergattern deutsche Zeitungen, die noch nicht ganz veraltet sind. Ein weiteres Highlight: Im perfekt ausgestatteten örtlichen Tauchladen staffieren wir uns mit zusätzlicher Schnorchel-Ausrüstung aus. Der Laden liegt in der Nähe des Hafens am Ende der Promenade und das Equipment macht einen hervorragenden Eindruck.
Auf dem Weg nach Plaka dürfen wir wieder herrliches Bergpanorama bestaunen. Der Stellplatz ist mittlerweile kostenpflichtig – aber bei nur 5 Euro kann man nicht meckern.
Bei einem Glas Wein schauen wir Sterne – und können wieder ein paar Sternschnuppen sichten.

09.08. Von Plaka zu unserem persönlichen Traumstrand Richea

Wir verlassen Plaka in Richtung Leonidion. Ein kleiner, malerischer Ort, der wirklich nach Griechenland aussieht. Eine steile Piste führt uns zum Kloster, das vor Jahrhunderten weit oben in den Berg gebaut wurde. Die Mönche müssen dort oben in absoluter Abgeschiedenheit gelebt haben. Heute ist das Kloster zu einer großen Attraktion geworden. Ein wahrlich Heiliger Ort inmitten großartiger Landschaft. Die Kapelle des Klosters strotzt vor in silber gefassten Heiligen-Darstellungen und Kerzenlampen, die zu Dutzenden von der Decke baumeln. Andächtig verweilen wir einige Zeit. In dieser Umgebung fühlt sich auch der überzeugte Atheist dem orthodoxen Glauben nah.

Zwischenstop auf einer wilden Bergpiste an der Ostküste des Peleponnes.
Zwischenstop auf einer wilden Bergpiste an der Ostküste des Peleponnes.

Wir kehren zurück nach Leonidion, wo wir die Stadt auf uns wirken lassen. Dann geht es wieder auf die Straße in Richtung des eigentlichen Tagesziels – dem Paralia Richea, der hervorragend zum Wildcampen geeignet sein soll. Mit jedem Kilometer wird die Landschaft karger, wir durchqueren eine Hochebene, die kaum noch Baumbewuchs hat. Nur mehr niedrige Sträucher schaffen es, in dieser trockenen Hitze zu überleben. Später dann geht es über eine halsbrecherische Bergpiste, die nur noch aus losem Geröll besteht. Nach mehrstündiger Fahrt, die zeitweise im Schritttempo von statten geht, erreichen wir schließlich die Bucht, die plötzlich wie ein Juwel unterhalb der steilen Serpentinen erscheint. Eingefasst von steilen Hängen erstreckt sich kristallklares blaues Wasser.

Die versteckte Bucht bei Richea in der Nähe von Monemvassia - von der Serpentinenstraße aus fotografiert.
Die Bucht bei Richea – von der Serpentinenstraße aus fotografiert.

Wir sind die einzigen Nichtgriechen vor Ort, keine weißen Hymer-Mobile weit und breit. Wir richten uns ein, unternehmen einen Probe-Schnorchelgang und fahren anschließend mit dem Boot hinaus auf das Mittelmeer. Nach kurzer Zeit können wir uns auf ein stattliches Abendessen freuen – drei Seebrassen haben wir erbeutet. Wespen und riesige Hornissen tauchen auf, sobald wir mit der Zubereitung beginnen.
Abends beobachten wir Fledermäuse.

10.08. Der Kampf mit der Goldmakrele bei Richea

Der Tag beginnt mit absoluter Windstille. Langsam steigt die Sonne über die friedlich darliegende Szenerie. Das Meer liegt spiegelglatt und lädt geradezu ein zu einem Angeltörn. Wir lassen uns natürlich nicht lange bitten. Schon nach ein paar Metern beißen die ersten Fische – kleine unansehnliche Geschöpfe von der Größe einer Handspanne, aber mit großem Kopf und scharfen Zähnen. Heute fahren wir linksseitig aus der Bucht hinaus. Eine Ansammlung von griechischen Fischerbooten in geringer Entfernung lässt auf reiche Fischgründe schließen. Der Motor läuft auf Hochtouren – plötzlich geht ein Ruck durch das Boot. Die Angeln, und zwar beide fast zeitgleich, biegen sich unter heftigem Druck. Das sirrende Geräusch sich abspulender Schnüre kündet vom Fang. Wir blicken uns um, sehen noch eine beachtliche Goldmakrele (“Mahi Mahi”), der im Bugwasser einen tollkühnen Sprung vollführt. Sodann beginnt der Kampf mit dem Ungetüm. Schnell stellt sich heraus, dass die Tiere an unseren Angeln noch größer sind als jenes Exemplar, das wir haben springen sehen. Von unseren fast zu einem umgedrehten, symmetrischen U geformten Ruten alarmiert, nähern sich die einheimischen Fischer. Wir sind derweil sprachlos ob der schieren Zugkraft der Fische. Das müssen gewaltige Tiere sein. In Verkennung der Tatsache, dass wir – mit geringen Erwartungen gestartet – mit Schnur fischen, mit denen man normalerweise Forellen aus mittelgroßen deutschen Vorstadt-Teichen zieht, greifen die Fischer beherzt in unsere Schnur und versuchen, diese mit bloßer Hand empor zu ziehen. Die Griechen verwenden Schnur, die man notfalls wohl auch als Kranseil auf dem Bau verwenden könnte. Wir ahnen böses und nach kurzer Zeit ist es soweit: Die erste Leine reißt. Mit der anderen Rute kämpfen wir weiter. Wir können den Griechen verständlich machen, dass unsere Angelruten nicht umsonst mit Bremsen ausgestattet sind, die ab einer gewissen Zugkraft nachgeben um ein Reißen der Schnur zu vermeiden. So können wir verhindern, dass sie uns den Fang endgültig ruinieren.
Minutenlang pumpen wir den Fang nach oben. Und dann sehen wir ihn plötzlich: Den Fisch aller Fische. Eindrucksvoll hebt sich die schöne, blau marmorierte Flanke des Fisches vom Wasser ab. Eine Königsmakrele von etwa 1,50 Metern Länge bewegt sich in engen Kreisen dicht unter unserem Boot. Sie scheint uns – ihren Gegner – zu taxieren. Schnell entdecken wir weitere dieser herrlichen Tiere. Der Schwarm ist direkt unter uns. Niemand von uns hat jemals solche Fische gesehen. Unter unsere Jubelrufe mischen sich aber auch Flüche über die griechischen Fischer, die unsere zweite Leine ruiniert haben. Schon glauben wir, zumindest den zweiten Fisch sicher zu haben. Doch er gibt nicht auf: Mit dem sirrenden Geräusch der ablaufenden Spule verabschiedet sich der Fisch wieder in die Tiefe. Der Kampf hat gerade erst begonnen. Wir kämpfen um jeden Meter Schnur. Der Fisch auch. Es geht hin und her, aber der Pendel schlägt nie vollends in die eine oder andere Richtung aus. Immer wenn wir ihn fast in Käscher-Entfernung haben und uns in Gedanken schon von den einheimischen Strandbesuchern für unseren Fang feiern lassen und mit dem Fisch in den heldenhaftesten Weisen für das Siegerfoto posieren, zieht der Riese wieder in die Tiefe und nimmt 70 Meter Schnur mit sich.

Wir bleiben zuversichtlich. Die Minuten vergehen und werden zu Stunden. Die Sonne steht im Zenit und droht, unsere noch recht helle Haut zu verbrennen, doch daran verschwenden wir nur einen kurzen Gedanken. Die ganze Aufmerksamkeit gilt der Kreatur. Wieder haben wir ihn an die Oberfläche gewuchtet. Doch dann: Plötzlich lässt der Druck auf der Rute nach, die Schnur hängt locker von der Angel. Schnell realisieren wir, dass der Haken ausgeschlitzt sein muss. Enttäuschung macht sich breit. Nur in Gedanken können wir das Tier in etlichen kleinen Scheiben auf den Grill schmeißen und so den gesamten Strand über mehrere Tage versorgen.
Mehrmals fahren wir noch mit schwerem Gerät hinaus, finden den Schwarm jedoch nicht wieder. Was bleibt ist die Erinnerung an einen einmaligen Kampf.

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Abends setzt ein ungeheurer Sturm ein, der fast alle Griechen vom Strand vertreibt. Die Griechen behandeln uns übrigens sehr freundlich hier, grüßen uns, halten sogar an um zu fragen, ob sie uns etwas aus der nächsten Stadt mitbringen sollen. Wir gehören hier dazu und das fühlt sich sehr gut an.
Wir beschließen den Tag mit Tomatensalat und Resten einer Kartoffelsuppe, schweigend in den Erinnerungen an den grandiosen Kampf schwelgend.

11.08. Urlaub am Strand von Richea

Meine Postkarten sind verschwunden! Trotz verzweifelter Suche sind sie nicht mehr auffindbar. Eigentlich wollte ich sie morgen einstecken, aber das wird wohl leider nichts. Der Wind ist eingeschlafen. Auf spiegelglatter See fangen wir also morgens unser Mittagessen – frische Brassen direkt aus dem Mittelmeer. Nach einem entspannten Mittagsschläfchen geht es dann mit Grundangeln weiter.
Die kalten Süßwasserquellen in der Bucht dienen den Badegästen als natürlicher Kühlschrank. Wir haben unsere Getränke auch dort versenkt und kommen so in den Genuss kalter Apfelschorle. Der nicht vorhandene Sind kommt allerdings auch den Wespen und Strandhummeln zugute.

Wildcampen in einer versteckten Bucht an der Ostküste des Peleponnes.
Wildcampen in einer versteckten Bucht an der Ostküste des Peleponnes.

Wir entwickeln daher eine neue Sportart – das Wespentennis. Hierbei wird eine möglichst große Wespe oder Strandhornisse mit einem Becher gefangen, als Deckel dient ein Beach-Ball Schläger. Zügig wird der Deckel dann gelüftet, der Schlagarm bereit gemacht. Der Sportler muss nun das aus dem Becher entfliegende Sportgerät mit möglichst wenigen Schlagversuchen möglichst weit befördern. Mit jedem Schlagversuch steigt allerdings das Risiko, dass sich die Verhältnisse umkehren.
Abends gibt es Nudeln mit einer Soße auf Basis von sonnengereiften Tomaten und Knoblauch.

12.08. Ausflug nach Monemvasia – Urlaub

Der Tag beginnt früh, schon um fünf Uhr in der Früh reißt uns der ungewohnte, kreischende Ton des Weckers aus dem Schlaf. Nach dem gestrigen Erlebnis auf dem Meer ist unser Ehrgeiz geweckt. Wir wollen den Morgen nutzen um Jagd auf den Gelbflossen-Thun zu machen und dann den Sonnenaufgang vom Boot aus zu beobachten. Mit den ersten Sonnenstrahlen lassen wir das Boot zu Wasser. Leider bleibt das Angelglück aus, dafür schieße ich ein paar schöne Fotos von Sonnenaufgang und Bootstour.
Anschließend machen wir den Bus startklar und fahren nach Monemvasia, der nächsten Stadt, die etwa 50 Kilometer südlich unserer Bucht liegt. Wir machen uns mit den örtlichen Gepflogenheiten vertraut, indem wir einen Pita in einem der zahlreichen Hafen-Restaurants verspeisen.

Die Altstadt von Monemvasia liegt auf einer vorgelagerten Felseninsel, die per Damm mit dem Festland verbunden ist. Wir finden schmale Gassen mit kleinen Läden und horrenden Preisen, eingebettet in antik anmutende Architektur. Wir fühlen uns an ein Freiluft-Museum erinnert, und doch wirkt die Altstadt geschäftig und lebendig.
Wir beschließen, trotz der aufkommenden Mittagshitze den Aufstieg zur Festung zu wagen – ein schweißtreibendes Unterfangen. Ein steiler, teils nur durch Klettern zu bezwingender Pfad bringt unseren Flüssigkeitshaushalt mächtig durcheinander. Dafür werden wir am höchsten Punkt mit einem grandiosen Ausblick belohnt, der bis zu unserer Bucht reicht. Auch der Anblick auf das nun unter uns liegende antike Städtchen ist äußerst sehenswert. Doch die Hitze dominiert, so dass wir uns bald wieder an den Abstieg machen. Wir hatten vielleicht doch etwas zu trinken mitnehmen sollen. Nach unserer Rückkehr zum Bus leert jeder von uns eine 1,5 Liter Flasche Wasser – noch nie schmeckte das Nero Zagori so gut.
Wir frischen unsere Vorräte auf und holen Benzin für das Boot. Sodann machen wir uns auf den Rückweg zur Bucht. Dort genießen wird die Abendsonne. Nach Sonnenuntergang erwartet uns ein grandioser Sternenhimmel. Später geht der Mond genau in der Mitte der Bucht auf. Direkt über dem Horizont stehend ist er von orangeroter Farbe und taucht die Bucht in ein unwirkliches, warmes Licht.

13.08. Ausflug in die Nachbarbucht

Die kleine Nachbarbucht bei Richea
Die kleine Nachbarbucht bei Richea

Heute ist ein kleiner Ausflug angesetzt. Schon morgens wird es brütend heiß, so dass wir alle früh aus dem Bus gescheucht werden. Mit dem durch allerlei Ausrüstung und Vorräte beschwerten Boot fahren wir in eine benachbarte Bucht, die nur über eine enge Schotterpiste oder eben per Boot erreichbar ist. Wir finden einen weiteren wunderschönen Ort vor, an dem wir zunächst vollkommen alleine sind. Die Bucht ist etwas schmaler als unser Strand, außerdem ist sie nicht ganz so tief in die felsige Küste eingeschnitten. Einen Großteil des Tages verbringen wir hier, baden in der Sonne und schnorcheln im klaren Wasser der Bucht. Die Sonne brennt erbarmungslos und wir alle werden noch eine Nuance brauner, knapp am Sonnenbrand vorbei. Mittags speisen wir dicke weiße Bohnen in Tomatensoße – ein griechisches Nationalgericht, dass wir direkt aus der Konserve löffeln. Wir steigen ein gutes Stück den Bergpfad hinauf, um ein paar schöne Fotos von diesem herrlichen Plätzchen zu schießen. Wandern in der griechischen Mittagshitze wird uns langsam zur Gewohnheit. Nachmittags treffen einige weitere Boote mit griechischen Besuchern ein. Bald beschließen wir also, die Bucht in Richtung unserer Heimatbucht zu verlassen. Auf dem Weg ist uns das Angelglück hold, so dass wir vier Seebrassen zum Abendessen verspeisen können. Wir nennen die Doraden mittlerweile Brotfische, weil sie hier zu unseren Grundnahrungsmitteln zählen.

Vom Schlauchboot aus lassen sich Doraden fangen.
Vom Schlauchboot aus lassen sich Doraden fangen.

Um uns im Wespentennis zu steigern, spielen wir eine Runde Beach-Ball, wobei wir den gelben Ball mit schwarzen Streifen versehen, um das Ganze authentisch zu gestalten.
Später treffen weitere Camper aus Deutschland und der Schweiz ein. Unsere Idylle scheint sich durch die zusätzlichen Besucher etwas zu trüben. Ein weiterer herrlicher Tag des Urlaubs neigt sich dem Ende zu und so viele liegen noch vor uns. Langsam setzt die totale Entspannung ein.

14.08. Urlaubstag am Strand von Richea

Der Tag beginnt mit einer Überraschung. Ein Grieche war mit der Harpune jagen, seine liebenswürdige Frau bringt uns einen Großteil der teils schon ausgenommenen Beute. Der Grieche muss ein geübter Schütze sein – die Fische sind zum Teil so klein, dass sich das Ausnehmen nicht lohnt. Wir werfen zu dieser Gelegenheit unseren Kühlschrank an – ein Wunder der Technik, der es irgendwie vollbringt, aus einer Gasflamme, vergleichbar mit der eines Feuerzeugs, Kälte zu generieren. So überdauert der Fisch die nächsten paar Stunden, bis ich ihn zur Mittagszeit zu einer köstlichen Fischsuppe verarbeite.
Die kleinen Exemplare legen wir zur Seite – wir nutzen die Gelegenheit für eine besondere Konstruktion: Wir knüpfen kurze Fangleinen mit Haken an eine lange Schnur, Köderfische platzieren wir an den Fanghaken. Auf der einen Seite beschweren wir die Konstruktion mittels eines Steines, an der anderen Seite sorgen wir mit einem leeren Wasserkanister für Auftrieb. Diese Langleine versenken wir mit einigem Abstand zur Küste am Ausgang der Bucht.
Nach sechs Stunden schauen wir nach, aber noch hat kein Fisch angebissen.
Wir sind verwundert über den großen Ansturm griechischer Tagestouristen am heutigen Tag. Im Reiseführer finden wir heraus, dass heute Brückentag ist. Morgen feiert die noch recht junge griechische Nation ihren Nationalfeiertag.
Ansonsten bewegen wir uns heute möglichst wenig aus dem Schatten heraus. Es gilt, die Haut zu schonen, die vom gestrigen Tag und der extremen Sonne doch arg gebeutelt ist, brennt und spannt.

15.08. Mit dem Boot unterwegs

Ein weiterer heißer Tag kündigt sich an, schon um 9 Uhr morgens herrschen 30° im Bus. Wir möchten heute links aus der Bucht hinausfahren, dort soll eine einzelne, nur über das Meer erreichbare Bucht liegen. Doch zunächst drehen wir mit den Kindern anderer Camper ein paar Runden mit dem Boot. Sie sind natürlich begeistert und werden nun ihren Vater bearbeiten müssen sich auch ein Boot zuzulegen. Der 14-jährige Junge stellt sich geschickt mit der Harpune an und schießt allerlei Oktopusse, Fische und sogar eine Muräne.

Die Fahrt zur linksseitig gelegenen Bucht dauert fast eine Stunde. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer kleinen Höhle vorbei, in die wir mit dem Schlauchboot einfahren. Das Wasser blitzt und blinkt hier in schimmernden Farbtönen von blau und grün, die rauschenden Wogen hallen an den engen Wänden wider.

In der kleinen Höhle an der Steilküste
In der kleinen Höhle an der Steilküste

An der kleinen Bucht angekommen wartet ein schmaler Kiesstrand auf uns. Der Strand wimmelt vor Schmetterlingen, wir taufen den schmalen Streifen daher auf den Namen Butterfly-Bay. Das Wasser ist extrem klar, der Boden besteht aus Sand und groben Steinen, die einer großen Vielfalt an Fischen als Heimstatt dient. Hier lässt es sich perfekt schnorcheln. Wir verweilen hier für einige Stunden, bis unsere geschundene Haut sich nach Schatten sehnt.

Auf der Rückfahrt kontrollieren wir unsere Langleine. Zwei der Köderfische sind komplett abgefressen, aber vom Täter fehlt jede Spur. Das Schleppen per Wobblern beschert uns jedoch wieder 3 hervorragend gewachsene Brotfische, die wir auf dem Grill zubereiten. Dazu versuche ich mich an einer Art Risotto mit Tomaten, das mir allerdings kolossal anbrennt – ungenießbar.
In unserer Heimatbucht ist eine große Yacht vor Anker gegangen, deren Eigner haben ihre Jetskis zu Wasser gelassen und fahren mit großem Getöse durch die sonst so friedliche Bucht.
Nach Sonnenuntergang beruhigt sich die Lage und es kehrt Stille ein.

16.08. Wäsche waschen, Motorschaden

Heute wache ich mit Rückenschmerzen auf. Außerdem sagt mir ein Jucken, dass ich habe es mit der Sonne übertrieben habe. Ich schone mich also im Schatten.
Wir stehen kurzzeitig zu Dritt in der Bucht, denn neue Camper kommen an. Beim Versuch zu manövrieren, fahren sie sich in der einer flachen Sandkuhle fest. Wir eilen sofort zu Hilfe und bekommen sie mit vereinten Kräften schnell wieder frei. Die Dame des Wohnmobils schenkt uns daraufhin als Dank ein großes Stück Speck. Fast schon andächtig verzehren wir die Hälfte der Delikatesse – seit unserer Abfahrt aus Deutschland gab es abgesehen von 2 Gyros Pitas kein Fleisch.
Meine Freunde fahren hinaus, um unser Abendessen zu fischen. Ich will meinen Rücken schonen und verbleibe in Bus, um Wäsche zu waschen. Bald kommen die beiden mit schlechter Kunde zurück: Beim Versuch den Motor auf See wieder anzuwerfen, fliegt der Anreißer-Mechanismus auseinander. Wir sind konsterniert und machen uns an die Fehlerdiagnose. Durch Glück findet sich ein verloren geglaubtes Kleinteil zurück und uns gelingt die Reparatur. Wir sind erleichtert!

17.08. Stavros, der Marineoffizier

Weiterhin geht kräftiger anlandiger Wind, wir sind also an das Land gebunden. Ich schone meine sonnengepeinigte Haut und lese im Schatten.
Am späten Nachmittag flaut der Wind ab und wir testen den reparierten Motor. Er springt zunächst an, beim nächsten Versuch tritt allerdings das gleiche Problem wie gestern auf. Es folgt ein Stimmungstief, denn nun ist eine offizielle Reparatur wohl unausweichlich. Wir wollen am kommenden Tag nach Monemvassia fahren und uns darum kümmern.
Das griechische Ehepaar, mit dem wir uns im Verlauf der letzten Tage oberflächlich angefreundet haben, lädt uns zum abendlichen Abschiedsumtrunk ein, denn sie wollen die Bucht am nächsten Morgen verlassen. Die beiden kommen aus Athen und verbringen ihren Jahresurlaub in der Bucht. Stavros ist Offiziere bei der griechischen Marine und begeisterter Harpunenjäger – ihm haben wir die reichlichen Frühstücks-Fische der letzten Tage zu verdanken. Er berichtet von seinem größten Fang, einem Zackenbarsch von 20 Kilogramm. Und das per Harpune. Er und seine Frau sind herzlich und überaus freundlich. Sie spricht kaum Englisch, so dass die Kommunikation eher schleppend läuft. Einige Geschichten und Gedanken können wir dennoch austauschen. Ihr älterer Sohn ist 24 Jahre alt, studiert Agrarwissenschaften und will mangels Jobchancen anschließend ebenfalls bei der Marine anheuern. Ihr jüngerer 17jähriger Sohn begleitet sie im Urlaub. Sie schenkt uns immer wieder von ihrem einzigen Rotwein ein, bis wir, die keinerlei alkoholische Vorräte mehr haben, mit einem freundlichen Orchi dankend ablehnen. Wir verabschieden uns schließlich, als sie uns anschicken, zu einem nächtlichen Beutezug mit der Harpune in See zu stechen. Das nächtliche Jagen mit der Harpune sehen wir kritisch – schließlich bleiben die Fische bewegungslos im Wasser stehen, wenn sie in der Dunkelheit mit einer Lampe angestrahlt werden. Einfache Beute und recht unsportlich.
Mit Stavros tauschen wir die Telefonnummern aus, wir werden in Kontakt bleiben.

18.08. Von Richea nach Neapoli Voion

Im improvisierten Waschhaus der Bucht gönne ich mir eine Dusche mit Seife, bevor wir nach Monemvasia aufbrechen. Ich fühle mich porentief rein. In Monemvasia stellen wir fest, dass der Pita-Laden unseres Vertrauens um 10 Uhr morgens noch geschlossen hat. Wir orientieren uns also zum örtlichen Bäcker, der ein herrliches Sortiment an Broten und süßem Gebäck feilbietet. Neben einem Liter Milch gönne ich mir auch ein mit Käse und Schinken belegtes Brötchen, das durch die verwendete Margarine, auf die wir wegen der raschen Verflüssigung seit Beginn des Urlaubs verzichten, zur Delikatesse wird. Wir finden den Bootshändler, der uns zusagt, das benötigte Ersatzteil aus Athen zu bestellen. Wir gehen Pita essen.
Anschließend geht es weiter nach Neapoli Voion und zur Küste, wo wir den ersten Blick auf die Insel Elafonisos und ihren Strand genießen. Die Insel wollen wir morgen besuchen. Leider scheint sich die Dünenlandschaft nicht zum Wildcampen zu eignen, denn die meisten Wohnmobile verlassen den Bereich mit Anbruch der Dunkelheit. Wir wollen keine Strafzahlung riskieren, von 140 € ist die Rede, die unser ohnehin schmales studentisches Budget empfindlich treffen würde und treten ebenfalls den Rückzug an. Wir folgen einem schmalen Pfad und halten inmitten eines Olivenhains, etwas Abseits der Schnellstraße.

19.08. Überfahrt nach Elafonisos

Die Nacht in der Nähe der Schnellstraße war für uns Großstädter kein Problem. Das Rauschen der Autos erinnerte mich an meine ehemalige Wohnung an der Hauptstraße in Hamburg Eppendorf. Allerdings stellen wir am Morgen fest, dass wir über einem Wespennest geparkt haben. Die Tiere sind uns nicht unbedingt freundlich gewonnen, so dass wir nach einem schnellen Frühstück im Bus das Weite suchen.

Auf der Fähre gen Elafonisos.
Auf der Fähre gen Elafonisos.

Ohne Wartezeit geht es in Pounta, dem Hafenort von Vigklafia, auf die kleine Autofähre. Einmal mehr profitieren wir dabei von den geringen lange unseres Busses und zahlen nicht den LKW-Tarif – der Bus geht noch als PKW durch. Nach der kurzen Überfahrt von 10 Minuten durch das kristallklare und türkisfarben schillernde Wasser schauen wir uns das pittoreske Städtchen Elaphonisos an und versorgen uns mit Brot und Wein. Dann geht es quer über die kleine Insel zum Strand mit den zwei Buchten.
Wir verbringen den ganzen brütend heißen Tag mit Sonnen und Baden, spielen Beach-Ball im flachen Wasser und schnorcheln ein wenig.
Wir kommen mit einem dunkelbraun gebrannten Yacht-Eigner ins Gespräch, der mit seinem Beiboot am Strand anlandet. Er gibt uns einen guten Rat aus eigener Erfahrung:
“The best way to learn greek is to find a beautiful greek girl for you. I learned italian that way!”
Den Abend beschließen wir mit saurem griechischen Wein aus einem der beliebten 5-Liter Kanister. Wir sind wahrscheinlich nur knapp am Sonnenstich vorbeigeschrammt und in ausgelassener Stimmung.

Panoramaaufnahme des fulminanten Doppelstrandes von Elafonisos
Panoramaaufnahme des fulminanten Doppelstrandes von Elafonisos

20.08. Flucht von Elafonisos in die kühlen Berge

Beim Aufwachen macht sich der viele Wein, der obendrein von minderer Qualität war, deutlich bemerkbar. Darüber hinaus zeigt das Thermometer im Bus bereits um 8 Uhr morgens 35° Celsius. Nach einem knappen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Strand. Der Tag ist selbst für griechische Verhältnisse außergewöhnlich heiß. Ein leichter Sonnenbrand von gestern macht sich bemerkbar. Wir verkriechen uns für zwei Stunden unter unserem Sonnenschirm und hoffen auf Linderung – jedoch vergeblich. Stattdessen setzt ein erbarmungsloser Wind ein, mit der Temperatur eines Föhns bläst er uns feinen, heißen Sand ins Gesicht. Wir kapitulieren und suchen die Strandbar auf, wo wir uns im Schatten an unseren eisgekühlten Getränken festhalten. Nach einigen Stunden in der Bar suchen wir uns ein schattiges Plätzchen am Rande der Bucht unter einem alten, knorrigen Baum, verzehren eine Dose griechischer Bohnen in Tomatensoße, lauschen dem Klang naher griechischer Unterhaltungen und dösen schließlich kurz ein.

Wir kommen anschließend überein, dass die Hitze an diesem zweifelsohne wunderschönen und erhabenen Ort unerträglich ist. Wir verlassen die Insel Elafonisos, die uns heute wie ein Backofen vorkommt und beschließen, die Nacht in den nahen Bergen zu verbringen. Daher biegen wir von der Hauptstraße, die diese Bezeichnung nicht wirklich verdient hat, in einen kleinen Geröllpfad ab, wo wir in einer Kehre einen hübschen und ebenen Platz ausmachen.
Es wimmelt von Wespen, die Lage beruhigt sich erst nach Sonnenuntergang – wir bekommen zwei Stiche ab.
Später genießen wir den beeindruckenden Sternenhimmel an diesem Ort, fernab jeglichen Lichts unserer Zivilisation.

21.08. Feuer auf dem Peloponnes

Die Nacht war sehr ruhig und wir fühlen uns fernab von Allem. In der Ferne haben wir sogar wolfsähnliches Heulen gehört – wir vermuten Kojoten als Verursacher. Wir fahren nach Monemvasia, wo wir uns mit neuen Vorräten eindecken und unserem Bootshändler einen Besuch abstatten. Leider stellte sich heraus, dass unser Außenborder ein sehr altes Modell ist – das Ersatzteil muss angeblich erst aus Japan eingeflogen werden, was weitere 10 Tage dauern würde. Wir sind skeptisch und beschließen, den Motor wieder mitzunehmen – wir werden improvisieren müssen.
Natürlich verputzen wir in Monemvasia auch den provisorischen Gyros-Pita – ein salziger Hochgenuss nach den eher kargen Mahlzeiten der letzten Tage.
Wir orientieren uns sodann in Richtung der Mani – des mittleren Fingers des Peloponnes. Auf dem Weg halten wir in Gythion, wo wir uns ein kaltes Getränk gönnen.

Wildcampen an einem abgelegenen Platz in den Bergen von Lakonien.
Wildcampen an einem abgelegenen Platz in den Bergen von Lakonien.

Die letzten Tage waren extrem heiß, das Trinkwasser in unserem Bus nähert sich immer weiter unserer Körpertemperatur an. In der Ferne sehen wir dann das Unheil: Eine riesige Rauchwolke kündigt ein Feuer den Bergen an. Der Ort des Geschehens scheint genau auf unserer Route in Richtung der Höhlen von Pirgos Dirou zu liegen. Die Wand aus Rauch scheint während der Fahrt immer näher zu rücken. Nach einer scharfen Kurven dann ist die Straße gesperrt. Polizisten halten uns an einem kleinen Weiler von drei Häusern von der Weiterfahrt ab. Geradeaus und rechts züngeln bereits Flammen über die verdorrten Hänge. Die Flammen auf der rechten Seite rücken beängstigend schnell näher, fressen sich ihren Weg durch das trockene Buschland. Die Hausbesitzer stehen auf der Straße, telefonieren aufgelöst mit Verwandten oder Freunden, treffen Vorbereitungen indem sie Autos und Hausdächer mit Planen abdecken und mit Wasser aus allen möglichen Behältnissen und Schläuchen befeuchten.

Brennende Pflanzungen nahe einer Ortschaft auf dem Peloponnes.
Brennende Pflanzungen nahe einer Ortschaft auf dem Peloponnes.

Wir verkneifen uns aus Respekt vor den Menschen das Fotografieren, wollen nicht aufdringlich wirken inmitten dieser intimen und dramatischen Situation. Gleichsam ist es ein eindrucksvoller Anblick, wie das Feuer das spärlich wachsende trockene Grün unter lautem Prasseln vernichtet. Auch Strommasten und andere hölzerne Zeugnisse der Zivilisation vermögen der Gewalt des Feuers nur kurz zu widerstehen. Alle paar Minuten erklingt das mechanische Rattern des Löschhelikopters, der jedoch damit beschäftigt ist, die Flammen von einem anderen nahe gelegenen Ort fernzuhalten. Der Weiler, in dem wir uns befinden, kann offenbar zunächst keine Hilfe erwarten. Ein Polizist, der mit seinem Streifenwagen eine kurze Erkundung unternommen hat, kehrt zurück und bedeutet uns, wir könnten langsam weiterfahren. Etwas verunsichert blicken wir auf den dichten, schwarzen Rauch, der sich einige hundert Meter weiter über die Straße gelegt hat. Aber die Abenteuerlust obsiegt, so dass wir die Weiterfahrt antreten.

Nach der nächsten Kurve schon sehen wir die Flammen zu beiden Seiten der Straße lodern, auch diese Schneise konnte das Feuer nicht aufhalten. Mittig auf der Straße steht ein Löschfahrzeug. Mit allen verfügbaren Gerätschaften – vom Schlauch bis hin zu mehreren Handlöschgeräten – kämpfen die Einsatzkräfte ihren hoffnungslosen Kampf. Wir quetschen uns links am Einsatzfahrzeug vorbei, links von uns lodern meterhohe Flammen. Eine Hitzewelle schlägt in den Bus, während wir die Fahrt beschleunigen, um schnell und unbeschadet aus dem Gefahrenbereich zu entrinnen. Der Rauch wird immer Dichter, rings um uns stehen nun die Berghänge in Flammen, die Macht des Feuers ist überwältigend.

Flammen schlagen auf eine Straße auf dem Peloponnes.
Flammen schlagen auf eine Straße auf dem Peloponnes nahe Githion.

Nach kurzer, rasender Fahrt haben wir den Brandherd hinter uns gebracht. Wir biegen links in einen schmalen Bergpass ein, um das Geschehen aus sicherer Entfernung weiterhin beobachten und gesellen uns zu einigen Griechen, die bereits auf einer Art natürlichen Aussichtsplattform Position bezogen haben. Von hier aus erst ist das ganze Ausmaß der Brände zu erkennen. Auf breiter Front frisst sich das Feuer durch die Hänge, es gibt mehrere Brandherde. Der Helikopter kümmert sich indes um die Flammen in der Nähe der Ortschaft, in der wir eben noch standen – die Häuser sind wohl gerettet.
Wir schießen einige Bilder vom Helikopter, während sich in wenigen hundert Metern Entfernung Flammen über eine Bergkuppe fressen. Endlich scheinen die Bemühungen der Retter Früchte zu tragen, das Flammenmeer hat sich eine weitläufige, rauchende Mondlandschaft verwandelt.

Wir fahren also weiter. Nach einer halben Stunde erreichen wir den Dino-Eier-Strand, der so genannt wird, weil er von tausenden weißen Steinen in Form großer Straußeneier bedeckt ist. Wir knüpfen Kontakt zu einigen anderen Campern, es sind auch deutsche darunter.
Beim ersten Badegang Stelle ich fest, dass die “Eier” nach wenigen Metern enden – es folgt ganz herrlicher, weicher Sand. Bald widmen wir uns der Lektüre unserer Süddeutschen Zeitung und somit den ersten aktuellen Informationen aus der Welt außerhalb unserer griechischen Mikrokosmos und verschlingen die Neuigkeiten.
Abends gibt es Tomaten-Salat, begleitet von köstlichen Weißbrot aus der Bäckerei in Monemvasia, dem man wahrlich anmerkt, dass es durch Bäckerhände entstanden ist und nicht durch eine industrielle Teigform-Maschine. Ein wahrer Hochgenuss, wenige Meter von der rauschenden Brandung des Mittelmeers entfernt. Die runden Steine werden durch die Wellen sanft bewegt und erzeugen ein raschelndes, fast streichelndes Geräusch von beruhigendem Rhythmus.

22.08. Auf der Mani zum Kap Tenaro

Wir kamen gestern spät ins Bett, denn das Feuer näherte sich unserer Bucht. Gegen 1 Uhr nachts war die Bucht derart von dichtem, rußigen Qualm belegt, dass wir beschlossen, den Platz noch zu verlassen. Nicht zu leugnen ist derweil, dass wir den verheißungsvollen roten Schein des Feuers, der sich hinter dem nächsten Berg hervortat, aus der Nähe betrachten wollten. Halt machten wir an einer erhöhten Position am Rande einer Serpentinenstraße, die genug Raum zum Halten bot. Von dort aus ergab sich uns ein unwirkliches Bild: Aeropoli, die größte Stadt der Mani, lag noch in Sicherheit das dahinter liegende Tal stand in seiner gesamten Breite von vielleicht fünf Kilometern komplett in Flammen. Eine gewaltige Feuersbrunst, die teils haushohe Flammeneruptionen gen Himmel warf, wie Zeus es mit seinen Blitzen zu tun pflegte.
Vor dieser Kulisse wirken die einzelnen Löschfahrzeuge wie winzige Statisten, die das Flammenmeer durch das Leuchten ihrer Sirenen zu schrecken suchen. Dieses Feuer zu löschen ist ein absolut hoffnungsloses Unterfangen, die einzige Hoffnung ist, ihm eine gewisse Richtung zu geben oder ihm gar die Nahrung zu entziehen. Wir hatten genug gesehen, flüchteten in südlicher Richtung gen Kap Tenaro und suchten uns einen Stellplatz für die Nacht in sicherer Entfernung von dem epochalen Inferno.
Am Morgen ist die Luft rein, auch in der Ferne sind keine Rauchsäulen mehr zu sehen. Wir fahren zum kleinen Ort Porto Kargio, ein niedliches Fischerdorf, in dem Strand und Hauptstraße eine einträchtige Symbiose bilden. Dann fahren wir weiter nach Tainaron an der südlichen Spitze der Mani. Von dort unternehmen wir zunächst eine Wanderung zum Leuchtturm, der den südlichsten Punkt Kontinentaleuropas markiert. Der Pfad ist nicht ohne Tücken, denn er ist mit spitzen Steinen übersät und eng mit Dornenbüschen bewachsen. Beim Leuchtturm werden wir für die Anstrengung, die wir natürlich in der größten Mittagshitze unternehmen, mit einem grandiosen Ausblick und einem Leuchtturm belohnt, dessen Spitze wir erklimmen und uns dort verewigen.
Wir genießen den Ausblick auf die offene Weite des Mittelmeeres. Direkt vor dem Kap liegt der tiefste Punkt des Mittelmeers – das Calypsotief mit 5121 Metern. Der kühle Wind am Kap tut gut. Der Rückweg ist bedeutend einfacher. Den Rest des Tages verbringen wir am Strand von Tanairo mit Sonnen und Schnorcheln. Ich sichte meinen ersten Oktopus! Zum Schnorcheln ist diese Bucht ideal. Das Wasser ist extrem klar, nahezu absolut durchsichtig. Der steinige Meeresboden ist dicht mit Seegras bewachsen und bietet allerlei Versteckmöglichkeiten für viele Fische.
Die Kinder der ebenfalls anwesenden Österreicher folgen uns beim Schnorcheln ziemlich weit hinaus in die steil abfallende Bucht, so dass die Eltern sich genötigt sehen, hinterher zu schwimmen – schließlich geleiten wir die Kids wieder sicher an das Ufer.
Mein Gesicht ist eine einzige Kraterlandschaft aus sich pellender und geröteter Haut, so dass ich Zuflucht unter dem Sonnenschirm suche.
Heute Abend gibt es Labskaus – wir haben zwei Dosen davon aus Hamburg bis an den südlichsten Punkt Europas transportiert und essen voller Genuss.

23.08. Vom Kap Tenaro nach Pirgos Diru

Ein weiterer schöner Tag am Kap. Wir erkunden mit Schnorcheln die Bucht, die ein reges Unterwasserleben hat. Ich sehe einen riesigen Schwarm kleiner Fische, an die 1000 werden es wohl gewesen sein.
Wir treffen die ersten Italiener, die nicht mit ihrer ganzen Legion in Kolonne fahren, der Vater spricht auch noch gutes Englisch. So kommt es schon morgens zu einer netten Unterhaltung. Die Tochter des Mannes ist eine Schönheit und weckt unterdrückte Bedürfnisse.
Ich meide die Sonne wie der Teufel das Weihwasser – die Sonne und das ständige Salzwasser bin ich einfach nicht gewöhnt.
Am frühen Abend verlassen wir das Kap, stoßen am Dino-Eier-Strand allerdings auf eine Ansammlung von 10 italienischen Hymer-Mobilen, die sich so dicht wie irgend möglich am Wasser postiert haben und fast den gesamten Zugang zum Wasser blockieren. Sie arbeiten hart daran, dass Wildcampen auf dem Peloponnes endgültig der Vergangenheit angehört und ziehen sich den Unmut der anderen Camper und der griechischen Besucher zu, die sich von ihrem eigenen Strand verdrängt sehen.
Abends trinken wir Wein mit den Camper-Nachbarn aus dem Oberallgäu. Gute Leute, es entspannt sich eine interessante Unterhaltung, befeuert durch die Reiseerfahrungen des Vaters. Er berichtet von seinen Erfahrungen von Jamaika bis Lima.

24.08. Die Höhlen von Pirgos Dirou

Heute ist endlich die Höhle von Pirgos Dirou unser Ziel. Nach einem kurzen Fußweg nehmen wir erstmal die luxuriösen Sanitäranlagen des Besucherzentrums in Beschlag.
Wieder profitieren wir vom ermäßigten Eintritt für Studenten und zahlen nur die Hälfte. Das ist an fast allen Ausgrabungsstätten und Sehenswürdigkeiten der Fall. Am Höhleneingang bekommen wir eine Schwimmweste überreicht, denn die Höhle wird per Boot erkundet. Ein spaßig aufgelegter Grieche stakt uns also durch die Höhle. Ein gewaltiger Anblick erschließt sich uns. Stalaktiten und Stalagmiten aller Größen und Formen überziehen Decke und Boden, teils aussehend wie gewaltige Säulen, teils wie goldener Regen. Die Höhle ist von gewaltiger Größe, die Bootstour dauert nahezu eine halbe Stunde – dabei ist nur ein kleiner Teil der Höhle für Besucher zugänglich. Hinter jeder Ecke wartet ein neuer beeindruckender Anblick. Danach besuchen wir noch die zweite, kleinere Höhle, die zu Fuß erkundet werden kann. Die Höhle hat wohl auf Grund der reichen Süßwasserquellen direkt an der Küste als steinzeitlicher Knotenpunkt für Handel und Fischerei gedient, bevor sie durch ein Erdbeben verschüttet wurde.
Wieder zurück am Dino-Eier-Strand verbringen wir den restlichen Tag mit Beach-Ball. Mein Sonnenbrand ist schon viel besser, so dass ich mich langsam wieder der Sonne aussetzen kann. Das kulinarische Highlight des Tages sind mit Reis und Mais gefüllte Paprikaschoten.
Nach einem grandiosen Sonnenuntergang genießen wir den lauen Sommerabend.

Gesteinsformationen in der Höhle Pirgos Dirou.
Gesteinsformationen in der Höhle Pirgos Dirou.

25.08. Eine ruhiger Urlaubstag

Heute ist ein ruhiger, unspektakulärer Tag am Dino-Eier-Strand. Wir spielen Beach-Ball und lassen uns in den außergewöhnlich hohen Wellen des Tages treiben. Abends trinken wir Wein zu den Klängen von Bob Sinclair, Orishas, Deichkind und Texta.

26.08. Über Mistras zurück zu unserem Traumstrand

Der Tag beginnt früh, denn wir wollen den Markt in Aeropoli besuchen. Dieser entpuppt sich als kleiner als erwartet, wir decken uns mit dem Wochenbedarf an Gemüse ein. Anschließend geht es weiter in Richtung Sparta, denn wir wollen uns die historische Ruinenstadt Mistras anschauen. Wir durchfahren Sparta, eine moderne Stadt mit unansehnlichen Betonbauten – vom historischen Sparta ist kein Stein mehr übrig.
Im neuen Mistras, am Fuß des Berges der Ruinenstadt erbaut, stoßen wir auf einen riesigen Zigeunermarkt. Wir schlendern über den Markt, gönnen uns herrlich knuspriges Souvlaki direkt vom Grill. Nützliches finden wir jedoch nicht. Wir fahren weiter zur historischen Stadt. Auf dem Parkplatz braten wir uns die zuvor bei Lidl erstandenen Cordon Bleus – ein unglaublicher Hochgenuss, nach vielen Wochen Mal wieder ein richtiges Stück Fleisch zu essen

Mistras betreten wir natürlich mit der einsetzenden Mittagshitze. Zu sehen gibt es zahlreiche Ruinen der alten Kirchen, Paläste und des Klosters. Viele der Kirchen weisen zahlreiche imposante, fein ausgearbeitete Fresken auf. Von der schattigen Terrasse des Klosters aus bietet sich ein imposanter Blick über das fast vollständig mit Olivenbäumen bewachsene Tal vor dem Hintergrund einiger der höchsten Berge Griechenlands. Vor dem Weg nach ganz oben zur alten Burg kapitulieren wir jedoch, das Cordon Bleu hat unsere Beine schwer gemacht.

In einer zweistündigen Fahrt legen wir dann die 70 Kilometer zurück, die uns von unserer Traumbucht trennen. Dort ist ziemlich viel Betrieb, sieben oder acht andere Camper tummeln sich in der Bucht. Wir hoffen, dass die heimischen Griechen sich nicht gestört fühlen. Mal abwarten, was die nächsten Tage bringen.
Wir bauen das Boot auf und sind wieder bereit für die Jagd. Später zieht ein Sturm auf.

27.08. In der Bucht von Richea

So stürmisch der gestrige Tag endete, so ruhig beginnt der heutige. Wir starten mit einem erwähnenswerten Frühstück, verlustieren uns an dem gestern erworbenen Gouda und einigen dicken Scheiben Salami. Ja, wir lassen es uns gut gehen.

Im Boot nehmen wir Sebastian mit, einer der Jungs aus der Clique, die neben uns ihr Zelt aufgestellt haben. Nette Gesellschaft. Während der Fahrt beißen zwei Fische, die wir jedoch nicht einholen können. Wir kehren also mit leeren Händen zurück. Einen kleinen Zwischenstopp legen wir an der rechtsseitig gelegenen Bucht ein.
Bald lassen wir wieder Kinderaugen leuchten, indem wir die drei Kinder einer weiteren Familie auf Bootsfahrt mitnehmen. Ein weiterer Familienvater wird seine Ersparnisse für ein Boot opfern müssen.
Später fahren wir nochmals hinaus, obwohl der Wind an Stärke zunimmt. Die See ist rau und die Fische beißen nicht. Wieder kehren wir mit leeren Händen zurück.
Wir essen also vegetarisch, es gibt Nudeln mit einer Art Tomatensoße, die zur Hälfte aus frischem griechischen Knoblauch besteht. Sehr lecker. Der Wein ist kaltgestellt und der Abend kann kommen.

28.08. In der Bucht von Richea

Zunächst müssen wir unsere Sachen zusammen sammeln, denn ein nächtlicher Sturm hat seine Spuren hinterlassen. Unsere Wäsche ist im Umkreis von mehreren Metern verteilt. In unserem Bus sind wir regelrecht durchgeschüttelt worden. Wir sichern unsere Mobiliar mit schweren Steinen und richten uns gemütlich ein. Vor ein paar Tagen haben wir eine ZEIT ergattert, die wir vollständig auslesen. Unsere Hoffnung auf nachlassenden Wind erfüllt sich indes nicht.

29.08. Angeln

Endlich Windstille. Noch vor dem Frühstück fahren wir hinaus und schleppen, was das Zeug hält. Die Fische halten sich jedoch zurück. Ein Makrelenhecht wird brutal gerissen und ein weiterer makrelenartiger Fisch geangelt.
Wir legen also ein spätes Frühstück mit köstlichen aufgebackenen Croissants ein, den Fisch gibt dann zum Nachtisch. Dann frischt der Wind wieder auf. Wir betreiben Konversation mit den anderen Campern, die Besatzung der Bucht hat sich in den letzten Tagen komplett durchgetauscht. Alles sehr freundliche Leute, besonders die Familie links von uns erweist sich als sehr aufgeschlossen. Rainer ist das Familienoberhaupt und verfügt auch über ein Boot, dessen Motor das gleiche Modell wie unseres ist, allerdings einen etwas neuwertigen Eindruck macht.

Vom Schlauchboot aus lassen sich Doraden fangen.
Vom Schlauchboot aus lassen sich Doraden fangen.

Am späten Nachmittag lässt der Wind wieder nach, wir gehen rechts der Bucht erneut auf Beutezug. Bald haben wir zwei ansehnliche Brotfische erschleppt – endlich mal wieder! Die Rückfahrt zur Bucht wird von starkem Seegang begleitet, wir kämpfen gegen die Wellen an und sind von oben bis unten von der Gischt durchnässt, die hoch in das Boot hineinspritzt. Am Rande der Bucht beschließen wir, unser Angelglück erneut zu versuchen. Leider gerät die Kurve um eine Felsnase etwas zu eng, wir sehen es kommen, der Wobbler verfängt sich im Fels, beim hektischen Gegenlenken geht der Motor aus. Und er will partout nicht wieder anspringen. Eine Viertelstunde lang versuchen wir es, dass lassen wir uns von Rainer an das Ufer zurück schleppen, wofür wir freilich die Angelschnur kappen müssen. Wir befestigen das lose Ende an einer leeren Plastikflasche, wo wir es später bergen können. Morgen werden wir uns dem Motor nochmal eindringlich widmen müssen.
Am Strand werden wir von neugierigen Kindern erwartet und präsentieren unseren Fang, der gleich zu einer köstlichen Fischpfanne verarbeitet wird.

30.08. Lesen und Fischen

Ein neu eingetroffener Nachbar lässt uns eine Süddeutsche Zeitung von vorgestern zukommen, die wir von vorne bis hinten und umgekehrt durchlesen. In der Mittagshitze gehen wir für eine Stunde fischen, nachdem wir den lädierten Motor gewartet haben. Wir fangen nichts, außer einen kleinen Hornhecht. Wir legen ihn an vier Haken auf Grund. Mal gucken, ob etwas anbeißt. Aber es gibt es Nudeln à la Carbonara – auch lecker.
So senkt sich das Dunkel der Nacht über die friedlich daliegende Bucht.

31.08. Wind und Wetter

Der Tag beginnt ruhig und klar. Nach ein paar Stunden verdunkeln dann Unheil verkündende Wolken die Sonne. Aus den Bergen kommend, türmen sie sich über uns auf. Eine zweite Wolkenfront taucht über dem Meer auf. Wir nutzen den Schatten, um den Bus aufzuräumen und herumzugammeln.
Noch ist das Meer ruhig, wir schauen nach, ob etwas an unserer Langleine hängt, finden das Konstrukt jedoch nicht wieder. Sie muss auf das Meer hinaus getrieben worden sein.
Die Wolkenbänke haben sich mittlerweile direkt über unseren Köpfen zu einer dunklen Masse vereinigt. Den Aufwind über der Bucht nutzt ein ganzer Schwarm Störche, um sich mühelos und elegant in die Höhe zu schrauben. Wir beobachten sie mit dem Fernglas. Indes führt der Aufwind in den Wolken zu kreisförmigen, strudelartigen Bewegungen, die wie die frühe Form eines Tornados aussehen.
Und dann bricht das Unwetter los. Plötzlich setzt der Wind ein, hohe Wellen brechen sich am Strand der Bucht. Dazu gibt es griechischen Platzregen mit einem Tropfen pro Quadratmeterminute. Wir flüchten uns in den Bus. Mehrfach tragen wir das Boot weiter den Strand hoch, damit es von den anschwellenden Wogen nicht erreicht wird.
Die Luft ist anschließend herrlich frisch. Wir genießen den Abend bei viel Wein.

01.09. Besuch in Monemvasia und Lagerfeuer

Wir erwachen mit fürchterlichem Kater. Die See wirft weiterhin hohe Wellen gegen den Strand, wenn das Wetter sich auch ansonsten stabilisiert hat. Wir beschließen, zum Auffrischen der Vorräte und zum bekämpfen des Katers nach Monemvasia zu fahren.
Die Einfahrt nach Monemvasia fühlt sich bereits an sie nach Hause kommen – wir haben uns gut eingelebt. Wir genehmigen uns ein großes Pita-Menu und gehen einkaufen, besonders Zeitungen, Wasser und Gemüse werden dringend benötigt. Für unsere Nachbarn in der Bucht kaufen wir gleich mit ein.
Die See ist noch immer zu aufgewühlt zum Boot fahren, aber es ist absolut windstill. Wir beschließen, ein Lagerfeuer zu machen. Mit der Handaxt malträtieren wir einen abgestorbenen Baum, bis er uns seinen kräftigen Stamm Preis gibt. Das trockene Holz brennt wie Zunder und ergibt eine überraschend nachhaltige, kräftige Glut. Hätten wir doch bloß etwas zum Grillen gekauft. Ein wunderbarer Abend am Feuer, wir schauen auf das mondbeschienene Wasser. Zwischenzeitlich gesellt sich unser Nachbar, ein Österreicher, dazu. Später decken wir das Restfeuer mit Sand und Steinen ab, damit kein plötzlicher Wind die Funken verteilt. Denn die Erlebnisse mit den Bränden in den letzten Tagen haben uns nachhaltig beeindruckt.

Blick auf das Wasser in unserer Traumbucht
Blick auf das Wasser in unserer Traumbucht

02.09. Tag in der Traumbucht

Die Wellen sind wieder etwas kleiner, doch morgens ist es noch windig. Nach ausgiebiger Zeitungslektüre beschließen wir, den vom Unwetter zerstörten natürlichen Kühlschrank auf der rechten Wasserseite der Bucht wieder zu errichten. Eine meisterhafte Ingenieursleistung, wie wir anschließend befinden. Später fahren wir mit dem Boot raus, müssen jedoch rasch feststellen, dass der Wellengang unserer Schaluppe weiterhin überlegen ist. Die Thunfische erhalten somit einen weiteren Tag Aufschub.
Zwei neue Camper erreichen die Bucht, ein sympathisches Studenten-Pärchen, die nur mit Auto und Zelt unterwegs sind.
Die Österreicher bringen uns als Dank für den Einkauf einen Teller hausgemachten Tsatsikis vorbei, den wir sogleich verspeisen. Unser Bedarf an Knoblauch ist somit für heute gedeckt, zumal es zum Abendessen Nudeln in Knoblauch-Pesto gab.
Der Wind ist eingeschlafen, so dass wir heute wieder ein kleines Feuerchen inszenieren.
Dazu laden wir Lukas und Doris ein, die Neuankömmlinge aus Dortmund. Bei Feuer und Wein sitzen wir lange zusammen. Lukas ist nach seinem Bier auch zum Wein übergeschwenkt, den er allerdings aus seinem großen Bierglas trinkt und ständig nachfüllt. Wie eine hart geschwungene Keule streckt ihn dies gegen 1 Uhr nachts plötzlich nieder. Bis dahin war es aber eine sehr nette Unterhaltung.

03.09. Urlaub am Strand

Die Richea-Bucht wird von steilen Felsen gesäumt
Die Richea-Bucht wird von steilen Felsen gesäumt

Am Morgen stellen wir fest, dass der Wind, der abends eingeschlafen war, mit voller Macht zurückgekehrt ist. Es pfeift durch den Bus und die gespannten Zeltschnüre pfeifen ihre monotone Melodie. Mir kommt die Idee, dass die Sirenen, bekannt für ihren betörenden Gesang, vielleicht nichts anderes waren, als der Wind im fest gespannten Tauwerk der Schiffe. Diese, solch melodische Töne nicht gewöhnt, könnten daraufhin wie bezaubert gewesen sein.
Wieder verbringen wir den Großteil des Tages mir Lesen, erst am Bus, vorne später am Wasser. Unser bereits bekanntes Knoblauch-Nudel-Gericht werten wir durch eine weitere Zutat auf: Noch mehr Knoblauch. Ein kulinarisches Highlight.
Am frühen Abend legt sich der Wind und wir können eine Ausfahrt wagen. Wir nehmen René mit, den 18jährigen, milchgesichtigen Sohn nordfriesischer Camper, der uns seit gestern belagert. Draußen sind die Wellen noch immer beachtlich, wir müssen Abstand von der Steilküste halten. Angelerfolg stellt sich nicht ein, nicht ein einziger Biss. Jedenfalls konnten wir mit unserer Braut – der See – wieder einmal auf Tuchfühlung gehen.
Der Wein steckt uns noch in den Knochen und wir gehen früh ins Bett, nachdem wir ein weiteres gemütliches Lagerfeuer gemacht haben.

04.09. Angelerfolg

Ausgeruht und frisch starten wir in den Tag. Wir lassen es ruhig angehen, lesen und beobachten das Wetter. Ich fange an, für meine kommenden Klausuren zu lernen – heute ist Arbeitsrecht dran. Die Lektüre will nicht recht in diese Umgebung passen.

Erfolgreicher Angeltörn: 2 Makrelen und eine Brasse
Erfolgreicher Angeltörn: 2 Makrelen und eine Brasse

Am Nachmittag schläft der Wind ein, das Meer ist so ruhig wie seit Tagen nicht mehr. Wir nehmen Lukas mit auf Tour. Er scheint unser Glücksbringer zu sein, denn noch in unserer Bucht haben wir den ersten Biss, und die Schnur spult sogar ab. Ich liefere mir einen kurzen Kampf mit dem Fisch, er startet einen letzten Fluchtversuch, aber nach kurzem Drill ist er in Käscher-Distanz. Eine Makrele, und was für ein Prachtexemplar! Frohen Mutes drehen wir an gleicher Stelle ein paar Runden und verlassen die Bucht dann zu linker Hand. Nach einigen hundert Metern krümmt sich meine Angel erneut, die abspulende Schnur kündet erneut von kapitalem Fang. Wir haben erneut ein makrelenartiges Tier erbeutet, hübsch schimmert er gelb und ist noch ein gutes Stück größer als sein blau melierter Kollege. Zu guter Letzt fangen wir rechts der Bucht noch einen bedeutenden Brotfisch. Das Abendessen ist also beisammen und wir kehren zum Ufer zurück. Wir nehmen die Fische aus und suchen nach Feuerholz, denn die Tiere sollen heute stilecht auf Naturglut gegart werden. Fisch muss schwimmen – daher stellen wir unsere letzten Weinvorräte kalt. Wir freuen uns, endlich Mal wieder Fisch zu essen. Ein Hochgenuss, dazu gibt es gebackene Kartoffeln direkt aus der Glut.

05.09. Endlich: Wir fangen den Mahi Mahi

Wie immer kommt bald nach dem Aufstehen starker Wind auf, der bis zum späten Nachmittag andauert. Ich ergänze mein Tagebuch um ein paar fehlende Einträge, halte einen ausgedehnten Mittagsschlaf und genieße die Zeit in der Sonne. Doris und Lukas fahren nach Monemvasia zum Einkaufen und bringen uns Vorräte mit.
Dann lässt der Wind nach und wir fahren wieder hinaus. Unser Glücksbringer Lukas ist ebenfalls mit von der Partie. Eben sind wir links um die Felsnase gebogen, da schnellt meine Rute zurück. Beim Drillen vollführt der Fisch tollkühne Sprünge. Ein Mahi Mahi – da sind wir uns sofort sicher. Er wehrt sich, zieht noch einmal Schnur ab, aber das nützt ihm nichts. Bald wird er gekäschert – ein wunderschönes Tier mit blaugelb schillernden Körper, gelben Flossen und gedrungenem Kopf, dessen Farbe aber schnell verbleicht, als das Leben aus ihm weicht.
Die Königsmakrelen sind wieder da!
Wir sind genau über dem Schwarm und haben sofort zwei weitere Bisse. Ein großer reißt sich leider los, an einen Zweiten verlieren wir gar den ganzen Wobbler. Die Tiere kämpfen heftig!
Weitere Fänge machen wir nicht, mit einsetzender Dunkelheit geht es wieder in die Bucht. Der Fisch ist köstlich!
Am Abend hören ich es rechts aus dem Gebüsch rascheln und knacken. Im Lichtkegel meiner Taschenlampe erkenne ich durch die Zweige die Silhouette eines etwa hundsgroßen Tieres. Wir schleichen uns von zwei Seiten an und können es nun besser erkennen: Das Tier ähnelt einem Fuchs, doch dessen rötliche Färbung fehlt komplett, seine Ohren sind länger und schmaler. Mit der Artenbestimmung hundeähnlicher Nachtaktiver sind wir nicht unbedingt vertraut. Nach reger Diskussion einigen wir uns jedoch darauf, dass es sich wahrscheinlich um einen Schakal handelt. Wir taufen das Tier auf den Namen Tommy und legen ihm einen Fischkopf hin, der am nächsten Tag verschwunden ist. Eine unserer Insektenfallen plündert er ebenfalls, wie wir am nächsten Morgen entdecken. Er scheint ein gewisses Eiweiß-Defizit zu haben.
Kurz setzen wir uns noch mit Doris und Lukas zusammen, aber wir sind alle müde und so begeben wir uns bald in unsere Kojen.

06.09. Wind und Sonne

Wieder ist der Tag geprägt von Wind und Sonne. Mir ist die Lektüre ausgegangen und so entlehne ich mir ein Buch von Doris, das ich nahezu in einem Zug durchlese.
Die See wird wieder rauer, angestachelt vom auffrischenden Wind, der erst am Nachmittag nachlässt. Dann wagen wir uns auf See. In der Absicht selbst ist es noch recht ruhig. An der Ausfahrt derselben sind wir jedoch sofort von Wellen umgeben, die das Boot deutlich überragen. Die Wellen brechen nicht, und so schaukeln wir in unserer Nussschale auf den riesigen Wellenbergen dahin. Das macht Spaß, aber bald beschließen wir, wieder in die Sicherheit der Bucht zu fahren.
Abends kommt Lukas auf ein Glas Wein vorbei. Tommy, unser Schakal, stattet uns auch wieder einen Besuch ab, flüchtet jedoch schnell, als wir aufspringen um unsere Fotoapparate zu holen. Bald stellt sich allgemeine Müdigkeit ein.

07.09. Autoreparatur & Bratkartoffeln

Sturm! Der Bus wackelt und wir hören unsere Sachen draußen umkippen. Das Boot muss heute wohl am Strand bleiben. Wir richten uns gemütlich ein, lesen und schreiben Postkarten.
Lukas hat sich das Ziel gesetzt, die Stoßstange seines Autos zu richten, die auf der rechten Seite unnatürlich absteht. Wir helfen mit.
Zunächst gelingt es der Crew in der Boxengasse nicht, die Stoßstange zu lösen. Zu viele Schrauben verstecken sich verwinkelt im Gebälk der Karosserie. Das Buch “Peugeot – Jetzt helfe ich mir selbst” empfiehlt für den vorliegenden Fall, nebst einigen anderen Teilen zunächst die beiden Vorderräder zu demontieren. Das erscheint uns reichlich übertrieben, und mit einigen Kniffen gelingt es uns endlich, die Verkleidung ohne die empfohlene Demontage zu lösen. Dann wird geklebt, gebogen und umwickelt – schließlich geht es wieder an den Zusammenbau. Die beiden Vorderlichter wollen sich nicht fugenlos in das Chassis einfügen. Bis jetzt nimmt die Aktion drei Stunden in Anspruch. Schließlich sind alle Teile wieder montiert und mir haben nur 2 Schrauben übrig.
Der Wind hat unterdessen nachgelassen. Leider zu spät, um heute noch bei Tageslicht Jagd auf die Königsmakrele zu unternehmen. Wir hoffen also auf den nächsten Tag.
Über den Tag entdecke ich einige Echsen, die sich auf niedrigen Felsen sonnen. Wie immer werden Ziegen unter lautem Glockengeläut über die benachbarten kargen Berghänge getrieben – der Klang der Glocken ist die inoffizielle Hymne dieser Bucht.
Abends versuchen wir, Bratkartoffeln zuzubereiten. Der Versuch scheitert mehr oder weniger kläglich. Schon während des Bratens verändert sich die Konsistenz der guten griechischen Kartoffeln hin zu einer gewissen Weichheit. Das Resultat ist mithin erstaunlich: Streichfähige Bratkartoffeln, die weder das Prädikat “Muß” noch “Brei” verdienen. In der Diskussion um die korrekte Nomenklatur einigen wir uns schließlich auf “Pampe”. Wir machen das Beste daraus, indem wir Toast hinzuziehen und uns eine Art Gemüseburger basteln.
Hunger ist der beste Koch.

08.09. Der Slowene und Abschied von unserer Bucht

Mit dem Wissen, dass dies der letzte Tag in unserer Traumbucht sein wird, genießen wir die Stunden. Wieder lässt der Wind keine Bootsfahrt zu, wir beginnen daher mit dem Abbau und verstehen die Einzelteile des Schlauchbootes in der Kiste.
Wir schreiben weitere Postkarten und saugen noch einmal die Schönheit des Platzes in uns auf.
Nachmittags fährt ein Slowene mit seinem herrlichen 70er Jahre VW-Bulli in die Bucht ein und fährt sich direkt in der bewährten Kiesgrube fest, die schon einigen Mobilisten zum Verhängnis wurde. Wir sind natürlich sofort zur Stelle, mit vereinten Kräften bekommen wir ihn frei. Wir wollen schon wieder zu unserem Bus zurückkehren, da ruft er uns zurück. Er schiebt seine Tür auf und drückt uns eine unbeschriftete Grünglas-Flasche in die Hand. “Schnaps”, ruft er uns fröhlich zu. Wir wollen nicht unhöflich sein und kosten. Das röchelnde Husten und die schnell einsetzende rote Kopffarbe meines Mitstreiters warnen mich allerdings vor, die Kostprobe allzu ausgiebig zu gestalten. Alarmiert von seiner Reaktion nehme ich einen vorsichtigen Schluck. Hossa.
Der Slowene lacht. “Home production“, bedeutet er uns. “Slibowitz.”
Ein unsägliches Gebräu, dass sich den Weg von Rachen bis Magen unter schmerzhaftem Ziehen brennt. Hastig bedanken wir uns und eilen, den Bus zu erreichen – wir brauchen dringend Wasser.

Die versteckte Bucht bei Richea in der Nähe von Monemvassia - von der Serpentinenstraße aus fotografiert.
Die Bucht bei Richea – von der Serpentinenstraße aus fotografiert.

Später sammeln wir Feuerholz, wir wollen ein Abschiedsfeuer am Strand entzünden, was auf dem nassen Kies gefahrlos möglich ist. Der Slowene bringt einige Äste mit und gesellt sich dazu. Er spricht ein gebrochenes aber recht verständliches Englisch mit schwerem, osteuropäischen Akzent. Im Gespräch stellt sich heraus, dass er viel auf Reisen ist und dem Alkohol nicht abgeneigt. Seine Frau arbeitet viel und sein 27-jähriger Sohn ist endlich ausgezogen, so dass er fast jedes Wochenende in einem der slowenischen Anrainerstaaten auf Reisen ist. Er stellt einige Flaschen slowenischen Rotweins zur Verfügung, dazu natürlich den Slibowitz, und spendiert uns ebenfalls köstliche, hausgemachte Salami, die von einem befreundeten Bauern stammt. Beim Trinken muss man auch essen, sagt er. Gar nicht übel. Er ist ein echter Lebemann.
Das Feuer wird riesig, nachdem der Slowene es mit einigen Spritzern Slibowitz neu entfacht hat, und die Runde sehr unterhaltsam, mit viel Wein und Wurst. Als wir ihm Tommy schildern, als etwa fuchsgroßes Tier mit spitzen, schwarzen Ohren und behaartem Schwanz mit weißer Spitze, ruft er: “Ah, it’s my wife!”, und sein dröhnendes Lachen hallt schallend durch die Bucht.
Wir beenden das Feuer mit einem großen Finale, fein verästeltem Gewächs, dass die Flammen meterhoch empor lodern lässt. Anschließend decken wir die restliche Glut mit Steinen und Sand ab, die Macht der vergangenen Brände noch deutlich in Erinnerung.
Zu guter Letzt verfeuern wir etwas Seenotmunition, die wir glücklicherweise auf dem Boot nicht benötigten. Mit Schrecken stellen wir fest, dass die Leuchtkugeln eine Ausfallquote von 50% haben. Dann gehen wir zum letzten Mal in der Traumbucht schlafen.

09.09. Von der Traumbucht nach Githion

Wir gönnen uns den kargen Luxus einer lauwarmen Dusche im Steinhaus auf der linken Seite der Bucht. Das Haus sei von einem alten Griechen errichtet worden, so haben uns die Einheimischen berichtet, dem von seinem Arzt das für Griechen untypische Schwimmen im Meer verordnet worden sei. Auf die anschließende Dusche mit Süßwasser wollte er nicht verzichten und so erbaute er das Haus inklusive Diesel-Pumpe.
Wir brechen auf, halten in Monemvasia für einen weiteren köstlichen Gyros-Pita, kaufen frisches Obst und besuchen unseren Hausbäcker. Das Personal im Pita-Laden kennt uns mittlerweile, die freundliche Dame an der Theke strahlt bei unserer unbeholfenen griechischen Bestellung über das ganze Gesicht. Auch die Bedienung lächelt uns wohlwollend an. Wir haben uns aber auch in Schale geworfen, tragen saubere Klamotten, ich sogar ein Hemd, das halboffen meine mittlerweile tief braun gebrannte Haut erahnen lässt.

Tintenfische in Gythio
Tintenfische in Gythio

Auf dem Weg nach Githion entdecken wir einen weiteren LIDL und decken uns mit haltbaren Vorräten für die nächsten Wochen ein. In Githion gönnen wir uns eine weitere Gyros-Pita, begleitet von mehreren Souvlaki-Spießen. Sodann geht es mit lauter Musik weiter zum Kamares-Beach, der etwa 10 Kilometer südlich von Githion liegt. Wir treffen hier Doris und Lukas wieder, mit denen wir uns verabredet haben. Einige Hymer-Rentner bevölkern den Strand, der kein Highlight ist – aber für eine Nacht wird es gehen. Motorradfahrer nutzen die nahe Serpentinenstraße bis in die späte Nacht als Rennstrecke. Wir entscheiden uns für Cordon Bleu zum Abendessen und beenden den fleischreichsten Tag des Urlaubs somit gebührend.

10.09. Angeln am Dino-Eier-Strand

Die Nacht verläuft äußerst unruhig – wir müssen feststellen, dass der Kamares-Beach ein reines Mücken-Moloch ist. Jeder von uns bekommt vier Stiche ab, bevor wir mitten in der Nacht auf Mückenjagd gehen und anschließend alle Schotten dicht machen. Entsprechend schlafen wir etwas länger.

Mittags brechen wir vom Strand auf, wir wollen uns den Mücken schließlich nicht auf dem Silbertablett servieren. Über steile Pisten und pitoreske griechische Dörfer fahren wir wieder zum Dino-Eier-Strand bei Pirgos Dirou, wo wir für ein paar Tage Station machen wollen.
Der erste Angeltörn verläuft erfolgreich, wir erbeuten eine Zitronen-Makrele und einen Brotfisch. Endlich Mal wieder Fisch! Zum Nachtisch gönnen wir uns eine zuckersüße Honigmelone, die ein wahrer Hochgenuß ist. Doris und Lukas trudeln ebenfalls ein, nachdem die beiden sich heute das Kap Tenaro mit seinem Leuchtturm angeschaut haben.

Sonnenuntrgang am Dino-Eier-Strand Pirgos Dirou
Sonnenuntrgang am Dino-Eier-Strand Pirgos Dirou

11.09. Kälte

Heute verläuft der Tag unspektakulär. Der Himmel ist wolkenverhangen, es kühlt auf 28° ab. Wir sind derart akklimatisiert, dass wir uns dicke Pullover überstreifen um nicht zu frieren. Den Tag verbringen wir lesend und mit langen Unterhaltungen.
Abends reagiert Doris etwas missmutig darüber, dass Lukas noch zu uns an das Feuer kommt.

12.09. Vom Dino-Eier Strand zum Paralia Velika

Zunächst unternehmen wir ein Mini-Bootstour zu den Luxus-Toiletten von Pirgos Dirou, wo wir uns ausgiebig waschen und anschließend die ungewohnte Sauberkeit genießen. Auf dem Rückweg weist uns ein Rentner auf eine schiffbare Höhle einige Buchten weiter hin. Wir hatten diese auf unserer gestrigen Tour bereits gesehen, uns aber nicht getraut, hineinzufahren. Wir beschließen, einen Ausflug dorthin zu unternehmen.
Die Höhle reicht etwa 20 Meter in den Fels hinein und schillert in allen Farben von Türkis über Grün bis hin zu dunklen Erdtönen. Das Wasser ist tiefblau. In der Höhle ist es ruhig und kühl, man kann hinausschauen auf das sonnenbeschienene Meer. Ein paar Minuten lang halten wir uns in der Höhle auf und genießen die geheimnisvolle Atmosphäre.
Zurück am Strand nutzen wir den Sonnenschein, um mal wieder Beach-Ball zu spielen. Wir werden immer besser.
Nachmittags ziehen wieder dichte Wolken auf, der Wind frischt auf und die Wellen werden größer. Wir beschließen, dies zu nutzen um heute noch ein paar Kilometer zu machen. Doris und Lukas sind heute früh nach Mistras aufgebrochen, wir wollen uns morgen an der Ochsenbauchbucht Voidokilia wieder treffen. Kaum sind wir aufgebrochen, beginnt es auch schon zu regnen. Je weiter wir uns die Berge in Richtung Kalamata empor kämpfen, desto stärker wird der Regen.
Einen Zwischenstopp legen wir am Mani-Museum ein. Ein freundlicher alter Mann, wegen seines lange zurückliegenden Studiums in Deutschland unserer Sprache gut mächtig, schließt extra für uns die Räume nochmal auf und hält eine Privatführung für uns ab. Zu sehen sind viele geschichtsträchtige Gegenstände, Gemälde, Chroniken und Waffen, die von der Wehrhaftigkeit und dem kargen Leben vergangener Generationen zeugen. Nach der Führung kaufen wir noch Honig bei dem Mann – zuvor lässt er uns alle acht Sorten durchprobieren. Ich kaufe zwei große Gläser der geschmackvollsten Sorte. Der Mann warnt uns noch vor seinem Kollegen auf der anderen Straßenseite, der statt Honig Glukosebrei verkauft, wie er sagt. Zu erkennen sei dies daran, dass alle Honigsorten die gleiche Farbe haben. Unser Grieche verkauft entweder echten Honig, oder er ist im Färben geschickter. Wir verabschieden uns und erreichen mit einbrechender Dunkelheit Kalamata, wo auf der Flaniermeile das Leben tobt. Überhaupt scheint sich das Leben im griechischen Sommer in die Abendstunden zu verlagern. Auch die Basketball-Felder und Spielplätze sind jetzt in regem Gebrauch. Am Ausgang der Stadt finden wir sogar noch einen LIDL, der trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit noch geöffnet hat. Wir versorgen uns wieder mit Cordon Bleu und anderen international anerkannten Spezialitäten, bevor wir den Rest des Weges nach Paralia Velika in Angriff nehmen.

13.09. Vom Paralia Velika nach Proti – Methoni besichtigen

Den Morgen beginne ich wie immer mit einem Bad im Mittelmeer – so halte ich es seit unserer Ankunft auf dem Peloponnes. Am Strand von Velika ist die Wasserqualität leider nicht gut. Das Wasser ist schlammig und erinnert eher an einen deutschen Baggersee als an das sonst so klare Mittelmeer. Anschließend machen wir uns klar für den Aufbruch. Wir folgen der Küstenstraße an der Ostküste des westlichen Fingers des Peloponnes, tief in der Region Messenien bis nach Koroni. In Koroni wandeln wir durch die Gassen, finden einen kleinen Bäcker und einen Supermarkt. Zum Frühstück gibt es also ein lecker belegtes Baguette und Milch. Koroni im Regen ist ziemlich unspektakulär, wir verlassen das kleine Dorf also in Richtung Methoni.
Den Regen warten wir noch ab, dann besichtigen wir die alte Burg und Festungsanlage von Methoni. Ursprünglich im 15. Jahrhundert von den Venizianern errichet, wurde es von sämtlichen Besatzern genutzt und zeigt die stete Zerrissenheit Griechenlands zwischen Orient und Okzident. Der Regen hat zu einer extremen Luftfeuchtigkeit geführt, die Besichtigung wird daher zu einer äußerst schweißtreibenden Angelegenheit. Die Burg ist beeindruckend, zumal die Griechen die alten Gemäuer weitestgehend in Originalzustand belassen und keine Ausstellungen und Illustrationen ergänzen – die Mauern sprechen für sich.

Wir fahren weiter in Richtung der Ochsenbauchbucht Voidokilia. Scheinbar biegen wir zu früh ab, denn der Weg endet inmitten eines unspektakulären Naturschutzgebietes. Ein Berg trennt uns von der Ochsenbauchbucht. Auf dem Berg können wir den Palast des Nestor erahnen, doch der Aufstieg ist uns zu weit und zu beschwerlich. Wir machen uns auf den Weg zur Höhle, die auf halber Höhe liegt. Nach 20 Minuten Wegstrecke sind wir um den Berg herumgeklettert und haben freie Sicht auf die Ochsenbauchbucht: Eine nahezu kreisrund in die Küste geschnittene Bucht mit flachem Wasser, die türkis und blau funkelnd in der Sonne am Fuß des Berges liegt. Ein wunderschöner und erhabener Anblick. Für heute kehren wir um. Wir fahren weiter in Richtung Proti, wo wir uns mit Doris und Lukas treffen wollen. Leider erwischen wir erneut die falsche Abzweigung, fahren 10 Minuten lang an felsiger und müllbedeckter Küste entlang, bevor sich der Weg plötzlich erweitert und wir uns an einem hübschen Strand wiederfinden. Doris und Lukas sind schon da.

14.09. Strandtag an der Ochsenbauchbucht Voidokilia

Wir verbringen einen herrlichen Strandtag an der Ochsenbauchbucht. Feinster Sandstrand umgibt die kreisrunde Wasserfläche, die nur durch einen schmalen Zufluss mit dem Meer verbunden ist. Der Einstieg in das Wasser ist flach und somit ideal zum Beach-Ball und Frisbee spielen geeignet, was wir ausgiebig tun. Ein anderer Badegast findet eine kleine Schildkröte im flachen Wasser, die offenbar frisch geschlüpft ist. Ihre Haut ist noch zart und ihr Panzer ganz weich. Fast alle Strandbesucher versammeln sich und schauen die kleine Schildkröte an, die verzweifelt mit ihren Flossen rudert. Wir entlassen sie schließlich wieder in das Wasser.
Eine deutsche Reisegruppe stört kurzzeitig die paradiesische Ruhe.

Nach dem herrlichen Strandtag begeben wir uns zum Abendessen nach Marathopoli. Das Lokal ist klein und wird sowohl von Touristen als auch von Einheimischen frequentiert, was wir als gutes Zeichen werten. Wir werden herzlich bewirtet und die Speisen munden ganz vorzüglich. Wir bestellen immer neue Gänge, von Tzatziki und Brot über Rindfleisch mit Makkaroni, gebackenen Feta, griechischen Salat bis hin zu Calamares und Pommes. Dazu gibt es den Hauswein, der günstig und schmackhaft ist. Die letzten Speisen will uns der Wirt schon einpacken und zum Mitnehmen servieren – er kann nicht glauben, dass wir das alles essen. Wir essen alles, was die Speisekarte hergibt.
Dann fahren wir wieder in unser Basislager bei Proti – da die Ochsenbauchbucht zu einem Naturschutzgebiet gehört, ist das Campieren dort bei hoher Geldstrafe verboten.

15.09. Von Proti nach Olympia und zum Golden Beach

Wir haben vor, einen weiteren Strandtag an der Ochsenbauchbucht zu verbringen, doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Wir beschließen daher, es Doris und Lukas gleichzutun und Olympia zu besuchen.

Die Anfahrt dorthin dauert nicht allzu lange und der Eintritt ist für uns Studenten wieder einmal gratis. Olympia muss einmal wirklich beeindruckend gewesen sein. Ein riesiges Areal von umgekippten Säulen und alten Fundamenten kündet von einstiger Größe und kultischer Bedeutung. Besonders die gewaltigen Fragmente des Zeus-Tempels, dessen Säulen unglaublich hoch und massiv waren, sind noch immer sehr eindrucksvoll. Ansonsten sind letztlich viele alte Steine zu begutachten.
Durch den kostenlosen Eintritt nehmen wir die Besichtigung nicht so ernst, wie die historische Stätte es verdient gehabt hätte. Wir ziehen lachend durch das Trümmerfeld. Anschließend besichtigen wir noch das Museum, wo zuhauf Statuen, Werkzeuge, Alltagsgegenstände und Waffen ausgestellt sind. In der Stadt Olympia suchen wir anschließend nach Andenken, die wir in Form von Olivenöl und Wein finden.

Die Überreste eines Badehauses in Olympia
Die Überreste eines Badehauses in Olympia

Dann geht es weiter, wir suchen einen neuen Schlafplatz. Wir finden ihn schließlich am Robinson-Club vom Golden Beach, wo wir uns etwas abseits von 10 weißen Hymer-Mobilen in die Dünen stellen.
Wir essen HotDogs und trinken Bier dazu.

16.09. Vom Golden Beach nach Megalo Pefko und Flucht von dort

Endlich wieder Sonne! Wir veranstalten einen Tag am Strand, sonnen, baden und lesen. Gestern in Olympia haben wir einen SPIEGEL ergattert, den wir lesen.
Die Wellen treffen bemerkenswert schräg auf den Strand, was beim Baden etwas verwirrend wirkt. Nachmittags setzen wir uns an den Bus und versuchen die Deutsche Welle hereinzubekommen um die Partie BVB gegen HSV zu verfolgen. Der Empfang gelingt erst, als wir uns aus Aluminiumfolie eine Satellitenschüssel basteln – und wir müssen dafür die nächste Düne besteigen. Plötzlich bricht Unruhe unter den anwesenden Mobilisten aus: Ein griechischer Polizist ist erschienen und notiert sämtliche Nummernschilder. Die Unruhe mündet schließlich in hektischer Aktivität als die ersten Hymer-Mobile im Konvoi den Stellplatz verlassen. Wir beschließen, es ihnen gleichzutun – unserer ohnehin fast leeren Reisekasse, die noch die Fähr-Tickets und den Diesel für die Heimfahrt verkraften muss, würde durch eine Strafzahlung ein empfindlicher Schlag versetzt. Wir suchen mit Doris und Lukas im Schlepptau das Weite, fahren in den lauen griechischen Abend hinein.
Die Vegetation wird gefühlt mit jedem Kilometer in nördlicher Richtung üppiger und ist im Gegensatz zum kargen Süden des Peloponnes, der Mani, mittlerweile von üppiger Fülle. Wir fahren nun durch ganze Nadelholz-Wälder und von weiten Feldern umgebene Dörfer. Fast wähnen wir uns bereits wieder in Deutschland.

17.09. Abschied von Doris und Lukas

Zu dem heute Morgen wolkenverhangenen Himmel kommt noch ein weiteres Manko: Doris wird dauerhaft von etwa zehn Wespen belagert. Unsere wissenschaftliche Diskussion darüber, ob die Wespen sie für eine schöne Blume halten oder nur an dem Süßwasser des von ihr vollführten Abwasches interessiert sind, mündet in einer fröhlichen Partie Hornet-Batting. Bald gehen uns die Sportgeräte aus.
Etwas wehmütig bereiten sich die Beiden auf ihre heutige Abreise vor. Wir nehmen uns vor, in Kontakt zu bleiben. Schließlich fahren die beiden ab und wir bleiben alleine zurück.

Wildcampen in den Dünen von Kalogria
Wildcampen in den Dünen von Kalogria

18.09. Patras und Paralia Kalogria

Wir fahren nach Patras, wieder begleitet von morgendlichen Wolken. Ein Bummel durch diese für griechische Verhältnisse riesige Stadt führt uns einmal mehr die ausladenden Qualitäten der griechischen Frauen in aller Deutlichkeit vor Augen. Vollbusige Schönheiten prägen das Stadtbild. Nicht auszuschließen ist allerdings, dass unsere zweimonatige Abstinenz diese Perspektive weiter verstärkt.
Gestärkt mit einem guten Sandwich und einem mittelmäßigen Burger fragen wir uns zum nächsten Fährbüro durch. Zunächst sieht es so aus, als sei die von uns avisierte Fähre bereits ausgebucht – doch die freundliche Griechin am Kartenschalter räumt dieses Hindernis mit einem kurzen Telefonat beiseite. Wir rätseln, wen sie dafür von der Fahrt ausgeschlossen hat. Dann geht es wieder an den versteckt liegenden Strand bei Kalogria inmitten des Kiefern-Waldes. Pünktlich dazu lässt sich auch die Sonne wieder blicken. Wir genießen die Wärme, baden, lesen, sonnen uns. Dann genießen wir einen letzten Sonnenuntergang auf griechischem Boden – morgen um Mitternacht geht unsere Fähre.

Inselheld

Inselfan und Autor dieser Insel-Seite. Jede freie Minute wird der schönsten Nebensache der Welt gewidmet - der Erkundung der schönsten Inseln.

  1. lolo

    Der Bericht ist wirklich hübsch – danke dafür!

    Ich finde es sehr bedauerlich, dass man offensichtlich Freude und Spass daran hat, Tiere zu quälen. Ich kann mir dies nur dadurch erklären, dass man ausgeblendet hat, dass dies auch Lebewesen sind! Deshalb möchte ich dies gerne hier schreiben, auch wenn das vielleicht nicht so populär ist.

    • Inselheld

      Danke für Ihren Kommentar. Leider kann ich nicht ganz nachvollziehen, auf welchen Teil meines Berichts sich Ihre Kritik bezieht. Ich teile Ihre Meinung, dass jedes Tier Respekt verdient.
      Falls Sie sich auf die Angeltouren beziehen: Wir sind jeweils nur zum eigenen Bedarf fischen gegangen und haben die Tiere fachgerecht erlegt. Schöne Grüße.

  2. Leser

    Nur zur Info: Auf den Bildern sieht man keinen gelben T 3, sondern einen gelben LT 28. Ist ungefähr so ähnlich wie Pizza und Pasta.

  3. Johannes

    Hallo Inselheld,

    Vielen Dank für Deinen kenntnisreichen und einfühlsam beschriebenen Reisebericht!
    Die (fast) gleiche Tour habe ich als Student mit meinem Kommilitonen und seiner zukünftigen Frau vor ca 40 (!) Jahren auch unternommen. Damals war das mit dem Wildcampen noch kein Problem aber bereits absehbar, dass das irgendwann mal zu Problemen führen würde, da die Frequenz doch deutlich im Zunehmen begriffen war.
    Wir haben damals sogar noch ein Erdbeben in der Nähe von Kalamatha erlebt, ein bis heute unvergessliches Ereignis…

    Auf jeden Fall hat mir Dein Reisebericht Lust gemacht, diese Tour noch einmal durchzuführen.(Nein, auch diesmal nicht im weißen Hymer, sondern mit Dachzelt)
    Macht weiter so und genießt das Leben!
    Johannes

    • Inselheld

      Hallo Johannes,
      herzlichen Dank für diesen tollen Kommentar! Das ist genau der Grund, warum ich diese Seite betreibe 🙂
      Hoffentlich klappt es mit der Tour! Ich wünsche Dir viel Spaß!

      Viele Grüße, Inselheld

  4. Doris Schenk

    Hallo Inselheld, wir sind auch begeistert von Peloponnes und waren dort schon öfter unterwegs, u.a. auch in Richea und haben dort 2 Studenten aus Hamburg getroffen. Das ist aber ca 10 Jahre her. Wann wart ihr dort, von wann ist der Bericht? Wir fahren dieses Jahr im September
    Liebe Grüße
    Doris

    • Inselheld

      Hi Doris, das ist ja ein Knaller – vermutlich seid Ihr im Beitrag erwähnt. Hieß Dein Freund Lukas? Der Bericht stammt aus meinem Tagebuch aus dem Jahr 2006 – die Reise war kurz nach der Fußball-WM in Deutschland. Wir werden auch im September/Oktober wieder hinfahren. Vielleicht treffen wir uns? Liebe Grüße

      • Doris

        Hallo Inselheld,
        ich habe geschaut, wir waren 2006 mit unseren 3 Kids im August auf dem Peloponnes und auch in Richea. Unser Mittlerer durfte auch einmal mit einem Boot mit 2 Studenten aus Hamburg rausfahren, das wart ja vielleicht wirklich ihr? Wir sind von 13.9-3.10 auf dem Peloponnes, allerdings zu 2, unsere Kids sind mittlerweile erwachsen.
        Vielleicht sehen wir uns ja ?
        Liebe Grüße

        • Inselheld

          Ja, das dürften wir tatsächlich gewesen sein. So klein ist die Welt 🙂
          Wir kommen am 29.09. an und werden uns zunächst bei Nafplion aufhalten. Passt das zu Eurer Route?

          Liebe Grüße!

          • Doris

            Hallo, das passt leider nicht, schade. Da sind wir dann schon auf dem Rückweg Richtung Patras. Wir freuen uns schon sehr und sind gespannt ob wir die „alten“ Stellen noch so vorfinden. Euch auch einen tollen Urlaub und viel Spaß in unserem geliebten Griechenland
            Liebe Grüße

  5. Thomas

    Sehr schöner Bericht, vielen lieben Dank!

    Wir sind dieses Jahr noch im September in Griechenland unterwegs und dank eurem Bericht haben wir große Lust bekommen den Peloponnes zu bereisen.

    Zu welcher Jahreszeit wart ihr denn auf dem Peloponnes?

    Ist es schwierig wassernahe Plätze zum Wildcampen zu finden (Am besten in schönen Buchten)? Wir möchten Campingplätze möglichst meiden. Letztes Jahr im August waren wir auf Kefalonia unterwegs, dort hatten wir fast keine Chance mit unserem T4 auch mal „wild“ zu stehen.
    Zudem haben wir ein Schlauchboot mit einem 5 PS Außenborder. Ist das Meer auf dem Peloponnes nicht zu „offen“ und ungeschützt um mit einem kleinen Boot ohne Bedenken rausfahren zukönnen?

    Wir freuen uns sehr über eine Antwort.

    Grüße,
    Thomas

    • Inselheld

      Hallo Thomas, wir waren im Spätsommer (August/September) unterwegs – die Reise liegt allerdings ein paar Jahre zurück. Der Peloponnes bietet viele wilde Stellplätze – möglichst solltet Ihr etwas Abstand zu den Campingplätzen halten – die Besitzer finden Wildcamper in der näheren Umgebung meistens nicht lustig. Du kannst diesen Reisebericht als Grundlage für die Routenplanung nehmen – wir waren während der 2 Monate kein einziges Mal auf einem Campingplatz. Allerdings kann ich nicht garantieren, dass Wildcampen an allen Standorten noch möglich ist.
      Für das Schlauboot: Natürlich solltet Ihr auf das Wetter achten und nah an der Küste bleiben – dann funktioniert das mit dem Boot aber gut.

      Viele Spaß auf Eurer Reise! Ich mache mich Ende September auch wieder auf den Weg.

      Liebe Grüße

      Inselheld

  6. Julia

    Danke für den Artikel!
    Nach unserer letzten 3,5 Monatigen Tour durch den Balkan it sehr viel wildcampen, ist bald die Pelepones dran.
    Die Bucht Richea hört sich paradiesisch an. Wie sind die Straßen? Machbar mit T3 50Ps?
    Wir reisen mit 2 Kleinkindern (4 J u 1 J) und können nicht allzu weite Strecken fahren. Sind ja auch langsam unterwegs 🙂
    Den Stellplatz bei der Ochsenbauchbucht habe ich leider bei google maps gefunden.

    Ich würde mich über eine Antwort freuen

    Julia

    • Inselheld

      Hallo Julia,
      die Straße zur Bucht ist eine streckenweise unbefestigte Geröllpiste. Die steilen Stellen sind allerdings geteert. Ich war mit einem T3 75 PS dort, das hat problemlos funktioniert – auch wenn an einigen Stellen der erste Gang fällig wird.
      Die Bucht hat relativ viele Wespen und keinen Sandtrand. Aber die abgelegene Lage ist wirklich wunderbar.
      Hattest Du zur Ochsenbauchbucht auch eine Frage?

      Viele Grüße

      Der Inselheld

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