Als Wohnmobilisten den Peloponnes für sich entdeckten, war es problemlos möglich: Wildcampen. Seitdem hat sich die Lage geändert. Der Peloponnes ist unter den Campern populär geworden und ein stetiger Strom von weißen Mobilen ergießt sich über die wunderschöne Halbinsel. Ist das Wildcampen heute noch möglich?
In den vergangenen Jahrzehnte war es problemlos möglich, sein Zelt oder Wohnmobil “wild” in Strandnähe zu platzieren. In entlegenen Ecken des Peloponnes ist dies auch heute noch eine gängige Alternative zum Campingplatz. Polizei, Campingplatzbetreiber und Hotelbesitzer werden allerdings zunehmend dünnhäutiger, wenn es um das wilde Campen geht. Das hängt leider zum Teil auch mit dem rücksichtslosen Verhalten einiger Wildcamper zusammen:
An manchem Strand ist in der Hauptsaison kein Platz am Wasser mehr frei, so dass die Griechen zu anderen Plätzen ausweichen müssen. Abends wird inmitten der Trockenzeit offenes Feuer entzündet und nach der Abreise ein nicht unerhebliches Quantum an Abfall hinterlassen. Die Eigentümer der weißen Hymer-Mobile (unzulässige Verallgemeinerung entfernt, danke für den Hinweis @Anja) mancher Wohnmobile richten sich an den Stränden des Peloponnes so ein, wie auf ihren Campingplätzen in der Eiffel und nutzen ihre Ausstattung zum Abstecken ihres Reviers. Wildcampen ist dann keine Philosophie mehr, sondern eine Möglichkeit zum Geld sparen. Das wilde Campen auf dem Peloponnes wird somit immer schwieriger und zieht zunehmend das Unwillen der Einheimischen Bevölkerung auf sich, das sich in den Sommermonaten zunehmend von ihren eigenen Stränden ausgegrenzt sieht – aber möglich ist es noch.
Wildcampen und die Philosophie der Griechen
Dazu muss man die griechische Philosophie des Meeres verstehen: In Griechenland existierten kaum Privatstrände, an denen der Zugang nur über ein Hotel oder eine Apartment-Anlage möglich ist. Das Meer ist vielmehr Eigentum aller Griechen. Eine Institution wie die Kurtaxe, wie der erprobte Nordsee-Urlauber sie aus routinierter Gewohnheit kennt, ist somit ebenso unbekannt wie kostenpflichtige Strandbäder. Der freie Zugang zum Strand ist ein Stück griechische Lebensphilosophie. Wir sollten uns diesen Umstand entsprechend nicht zunutze machen, sondern ihn vielmehr wertschätzen – durch Respekt und Rücksichtnahme.
Helfen Sie mit, dass die Möglichkeit zum Wildcampen erhalten bleibt, indem Sie Rücksicht auf andere Urlauber und natürlich Einheimische nehmen. Halten Sie Zugangswege zum Wasser frei. Campieren Sie nicht direkt an der Wasserlinie sondern platzieren Sie sich in einiger Entfernung zum Wasser. Hinterlassen Sie keinen Unrat und graben Sie andere Hinterlassenschaften gründlich ein. Das Sie am Strand keine Chemie-Toiletten entleeren, muss selbstverständlich sein. Sollte in Strandnähe eine Grundwasserpumpe betrieben werden: Gehen Sie äußerst sparsam mit dem enthaltenen Wasser um, der in diesem Teil Griechenlands kostbar ist. Die Pumpen werden privat per Diesel-Generator betrieben und kosten Unterhalt. Offenes Feuer ist in den trockenen Monaten mit absoluter Vorsicht zu handhaben. Sie sind mit dem Wohnmobil unterwegs? Das ist schön – aber verzichten Sie doch auf ausladende Aufbauten – Markise und Außenteppich sowie raumgreifend geparktes Fahrrad sind freistehend am Strand nicht angebracht. Die Sitzmöbel sollten Sie nach Nutzung wieder in den Caravan verfrachten.
Wildcampen: Die Gesetzeslage in Griechenland
Die Gesetzeslage ist derweil eindeutig: Die Gesetzgebung über “organisierte Zeltlager” (§2, Artikel 10, Gesetz N.392/1976 und N.779/1978) sieht für die Missachtung der einschlägigen Vorschriften bis zu drei Monate Haft oder Geldstrafen, aber auch eine Verwaltungsstrafe in Höhe von 146,74 Euro pro Person vor. Das hat der Staatssekretär des griechischen Ministeriums für Kultur und Tourismus Jorgos Nikitiadis im Jahre 2011 nochmals bekräftigt. Aber: Wenn Sie jedoch keine Gartenmöbel ausbreiten, so dürfen Sie überall halten und frei stehen, wo ein PKW auch parken darf. Auch ein Pick-Nick ist dabei nicht strafbar, wie ein griechisches Gericht entschieden hat (Entscheidung 2140/2008 des zweiten Juristamts von Chalkida).
Halten Sie sich tunlichst von Naturschutzgebieten fern – die Strafen betragen hier ein Vielfaches der üblichen Sätze.
Wildcampen auf dem Peloponnes: Stellplätze
In meinem Reisebericht 2 Monate auf dem Peloponnes habe ich ausführlich beschrieben, an welchen Orten es sich noch wild stehen lässt. Zu den schönsten Plätzen für das wilde Campen gehören aus meiner Sicht:
- Der Strand von Kondyli
Im einsamen Südosten des Peloponnes lässt es sich nicht weit von Nafplion wild stehen. Zahlreiche versenkte Tretboote sorgen für ein tolles Unterwasser-Panorama. Schnorchel einpacken! - Paralia Richea
Unweit von Monemvasia liegt diese herrliche Bucht inmitten wilder Berglandschaft. Großartiges Panorama, tolles Wasser. Aber: Der Strand besteht aus grobem Kies, durch eine kalte Quelle ist das Meer stets sehr kühl. Der Strand ist wahrscheinlich Geschmackssache – wenn Sie Abgeschiedenheit mögen und Touren mit dem Schlauchboot unternehmen wollen, so sind Sie hier richtig. - Der Strand von Pirgos Dirou – Dino-Eier-Strand
Der Dino-Eier-Strand wird so genannt, weil er von einer Unmenge Straußenei-großer Steine übersäht ist. In direkter Nähe findet sich die berühmte Tropfsteinhöhle von Pirgos Dirou. Der Strand ist daher als wilder Stellplatz sehr beliebt und häufig voll – die Griechen sind davon offenbar genervt und lassen dies die Besucher auch spüren. Praktisch: Die hervorragenden sanitären Anlagen der Tropfsteinhöhle lassen sich nutzen, sie sind per kurzem Fußmarsch erreichbar. Der Strand ist als Zwischenstopp in Richtung Mani gut geeignet. - Strand von Tanairo in der südlichen Mani
Das Kap Tenaro gilt als südlichster Punkt Kontinentaleuropas. Wer es bis hieher geschafft hat, kann sich auf herrliche Einsamkeit und wilde Natur freuen. In unmittelbarer Nähe der kleinen Bucht (perfekt zum Schnorcheln!) lässt es sich ruhig und ungestört stehen. - Kamares-Beach bei Githion
Der Strand von Kamares liegt etwa 10 Kilometer südlich von Githion und ist eher unspektakulär – aber Sie können es hier ruhig und ungestört durchaus ein paar Tage aushalten. - Kalogria bei Patras
Im Nordwesten finden Sie lange Küstenabschnitte, die aber zum Großteil touristisch sehr erschlossen sind. Ein steiniges Pflaster für Wildcamper. Die Gegend um den kleinen Ort Kalogria bildet eine Ausnahme, die gut als wilder Stellplatz geeignet ist. Enge Stichstraßen führen hier durch Kiefernwälder direkt zum menschenleeren Strand. Hier lässt es sich wunderbar stehen, wenn Sie im Anschluss die Patras-Fähre erwischen möchten.
Wir, zwei Radfahrende Anfang 50 werden nächsten Winter (etwa Dezember 2023) den Peloponnes mit Rad und Zelt erreichen. Wenn es Campingplätze gibt, ziehen wir diese vor, weil die Infrastruktur für Hygiene und Essen dort meist besser ist als in der freien Natur. Um diese Jahreszeit vermuten wir, dass wir bei Tagesetappen von etwa 50 km vielleicht nicht immer offene Campingplätze oder andere Unterkünfte finden werden. Deshalb würden wir gerne auch, wenn es notwendig ist, unsere Fahrräder platzsparend in der Natur des Peloponnes parken und unser kleines Zelt unaufällig aufstellen. Gehen wir damit ein großes Risiko ein, verjagt oder gestraft zu werden. Wir parken ja kein “Auto”, hinterlassen aber auch kein Öl, Benzin oder Müll. Wie sehen das die Griechenland-Erfahrenen hier?
Hi Johannes,
das sollte grundsätzlich funktionieren. Im Winter haben die Campingplätze in der Regel geschlossen und die Griechen sind sehr tolerant gegenüber Individualreisenden. Viele griechische Jugendliche zelten auch wild an den Stränden.
Allerdings gibt es keine Garantie – haltet Euch am Besten Abseits größerer Ortschaften und unbedingt fern von geöffneten Campingplätzen.
Schöne Grüße, Inselheld
Hallo Inselheld,
ich bin ganz Deiner Meinung, wenn es um Rücksichtslosigkeit und den Hinterlassenschaften geht, so etwas gibt ist leider immer häufige. In der Vergangenheit zu Corona Zeiten, wo die Stell-und Campingplätze geschlossen waren, meinten einige, dass sie ihren Müll und die Toilette in der Wildnis entsorgen müssen.
Was ich an Deinem Artikel etwas daneben finde, das Du “nur” über weiße Hymer Mobile sprichst. Wir sind seit über 30 Jahren Wohnmobilisten und fahren jetzt auch einen Hymer aber so etwas haben wir noch nie gemacht und es sind mit Sicherheit nicht nur Hymer Fahrer, was ist mit kleinen Wohnmobilen, die weder Toilette noch Dusche an Bord haben, die hinterlassen dann ihre “Hinterlassenschaften” samt Klopapier.
Also bitte nicht verallgemeinern.
Hallo Anja, Du hast Recht, das habe ich sehr stark verallgemeinert. Schubladen sind immer gefährlich. Viele Grüße, Inselheld
Muss man denn jeden schönen Platz bekannt geben? Da braucht man sich doch nicht wundern, wenn es überall voll ist, dreckig, die Einheimischen verärgert sind und man in letzter Konsequenz weggeschickt wird und womöglich noch ein saftiges Bußgeld bezahlen muss.
Wenn ihr irgendwo ein schönes Fleckchen entdeckt, genießt es, nehmt Rücksicht und verlasst den Platz mindestens so sauber wie ihr ihn vorgefunden habt.
Hallo und Kalimera Karin,
leider sind die schönsten Plätze schon lange in den einschlägigen Reiseführern bekannt, die ich hier aus gutem Grund nicht verlinkt habe. Meinen Artikel werden Sie aber sicherlich auch als Plädoyer für rücksichtsvolles Verhalten verstanden haben. Wenn Einheimische verärgert sind und die Möglichkeiten zum wilden Campen immer mehr schwinden, so liegt das sicherlich nicht an meinem Artikel dazu – sondern am rücksichtslosen Verhalten der Besucher.
Viele Grüße, Inselheld
Hallöchen,
super Seite.
Gibt es zum freicampen auch ein paar Adressen? Wir sind gerade hier unterwegs und ich finde die sind manchmal schwer zu finden. Vielen Dank und viele Grüße
Hallo Sarah, da ich länger nicht mehr zum Campen auf der Peloponnes unterwegs war, wären meine Tipps dazu leider nicht auf dem neuesten Stand. Aber hinterlassen Sie gerne einen Kommentar mit Tipps zu Plätzen, die Sie auf Ihrer Reise gefunden haben. Herzliche Grüße, Inselheld